82 Idee der Weisheit nur durch Eingehen in den Begriff der Allmacht gefunden. In der Allmacht erscheint Gott als der Grund der Welt. Die Weisheit lehrt uns demnach, daß die Welt nicht blos Gottes Wert, sondern sein Zweck ist. Wir sagen: Gott ist Weisheit, daß heißt: er, seine Allmacht ist zwecksetzende Vernunft. Damit ist gesagt: seine Weisheit setzt sich die Welt als ihren Zweck. Damit bringt sie Gott selbst zur Darstellung. Denn zu sein, was die Welt wird, das ist Gottes Wesen; und zu werden, was Gott ist, das ist das Wesen der Welt. Anders können wir nicht denken; denn die Welt zu erklären, haben wir das Dasein Gottes angenommen. So ist Gott selbst das von Anfang an verwirklichte Weltideal, dessen Darstellung der Welt zweck ist. Seines eignen Wesens Offenbarung schasst Gott in der Welt; und er selbst ist das Licht, das da scheinet in der Finsterniß. Die zwecksetzende Weisheit, also das Weltbewußtsein, ist demnach zweifellos in Gott anzuerkennen. Aber das Selbstbewußtsein Gottes hat man nicht anerkennen wollen. Eine bewußtlose Zweckmäßigkeit soll die Schöpferkraft sein, der das Dasein der Welt entspringt. So will es Hartmanns „Philosophie des Unbewußten." Aber der Zweck ist eben Zweck, nicht ein Verhängnis;, das über der zwecksetzenden Kraft waltet. Der Zweck wäre dann nicht Zweck, sondern nur Mittel, um einer ohne ihn ohnmächtigen Kraft Kraft zu verleihen. Der Zufall hätte diese Kraft auf den Zweck geführt und mit ihm geeint. Der Zufall wäre dann eben Gott. Oder soll jene Kraft den Zweck vernünf tiger Weise ergriffen haben? Mn dann ist sie eben des Zwecks- sich als Zweck bewußt gewesen, dann ist sie keine unbewußt zweckmäßig wirtende Kraft. Man verfällt immer in Widersprüche, denkt man Gott der Natur ähnlich, die nur ein Bruchstück ist und durch das lebt, was höher ist als sie und sie in den Kreislauf seines Wirkens aufnimmt. Indem wir von Gottes Weisheit sprechen, reihen wir nicht Eigen schaft an Eigenschaft; wir erfassen nnr den Begriff der Allmacht tiefer. Wir erkennen, daß sie schöpferisches Denken ist. Diese Erkenntnis; wirft ein Helles Licht auf das Wesen der Allwissenheit. Sie verhält sich zur Weisheit genau ebenso wie sich die Ewigkeit und Allgegenwart zur Allmacht verhalten. Sie ist eine Folge, die sich von selbst aus der Weisheit ergiebt. Und sie verhält sich ihrerseits zur Ewigkeit und Allgegenwart ganz ebenso, wie sich die Weisheit zur Allmacht verhält. Sie ist nur eine nähere Bestimmung derselben. Die Allmacht lehrt uns, daß Gott der Grund aller Dinge ist. Durch die Worte Ewigkeit