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und entfaltet. Man hat in der neusten Zeit den Zweck, die Vernunft in der Welt zu leugnen versucht, alles aus wirkenden, absichtslosen Ursachen ableiten wollen. Das heißt bei Tag den Tag ableugnen. Man hebt mit besonderem Nachdruck hervor, daß man einen Weltlauf lehre, in dem sich alles nach Gesetzen verkette, das Unvollkommne zum Vollkommnen sich erhebe. Und doch will man ableugnen, daß das Vollkommne vor dem Unvollkommnen da ist, daß das Ideal der Welt geistesstark die Welt zur Vollendung führe und der Quell alles Wer dens sei. Wie kommt es dann, daß gerade das Vollkommne in der Welt sich behauptet und das Unvollkommne seinen Untergang findet? Wenn wirklich der Zufall allein die Entwicklung hervortreibt, dann ist gar kein Grund, weshalb nicht auch das „Unpassende" das „Passende" vernichten soll. Und was heißt es doch, mit Hülfe des Zufalls die Welt wissenschaftlich zu erklären! Die Unvernunft soll das Mittel sein, die Welt vernünftig zu begreifen. Dahin ist unsere Wissenschaft ge kommen. Biedermann hat Recht: das ist knabenhafte Logik. Es bleibt also dabei: Die Welt, soll sie da sein, muß einen Zweck haben. Das heißt: sie muß als Ideal vor ihrer Wirklichkeit dasein. In ihrem Grunde lebt sie geistig, ehe sie zu äußrer Wirklichkeit kommt. Wir haben erkannt, daß auch die Welt ideal vorhanden sein muß vor ihrer werdenden Verwirklichung. Ihr Grund ist ihr Ideal. Wir sind auch auf diesem Wege auf Gott geführt worden. Und wir haben eine neue Stufe der Gotteserkenntniß erreicht. Nicht mehr nur als der Grund der Welt ist Gott uns bekannt, sondern als ein idealer Grund, der sein eigenes Wesen in der Schöpfung verwirklicht. Gott setzt die Welt und damit die Offenbarung seines eigenen Wesens sich als das Ziel seiner schöpferischen Thätigkeit. Das heißt: Gott ist Geist, ist VerMnft, ist Weisheit. Denn eine andere Erklärung dieser drei Begriffe giebt es nicht als diese: die Fähigkeit, sich Zwecke setzen, also zweckmäßig schaffen, die Zukunft in der Gegenwart bereits besitzen zu können. Das bedarf keines Beweises, daß der Grund der Welt kein nur ge dachtes Ideal sein könne, daß er nicht bloß Gedanke sei, sondern Denken, Kraft. Es gilt ja nicht eine Gedankenwelt, sondern eine wirkliche zu erklären. Daß Gott Macht ist, steht durch den ersten Beweis uns fest. Hier ist nur noch zu bezeichnen, von welcher Art diese Macht sei. Es hat sich ergeben, daß sie ideale Macht, Geist, Vernunft, Weisheit ist. Nur Ein Einwand scheint uns zu bedrohen. Wir sagten: Das Ganze muß da sein vor den Theilen, als Zweck die Theile gestalte»