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14 Ursache der Welt heißt Gott. Also das Dasein Gottes nicht anerkemien, das heißt in Bezug auf die wichtigste Frage sein Denken opfern. Wer das thut, der kann nicht widerlegt, nur geheilt werden. Das ist der erste Beweis, der für das Dasein Gottes geführt wird. Je nachvem die Auffassung der Welt sich umbildet, nimmt er verschiedne Gestalt an. Wer in der Bewegung das Wesen der endlichen Dinge findet, der wird einen letzten Grund aller Bewegungen suchen. Wer kraftdurch drungne Stoffe oder stoffwirkende Kräfte für die Elemente der Welt ansieht, der wird einen Quell der Elemente, der Kräfte zu finden sich bemühen. Entwickelte Naturerkenntniß kann in den verschiedensten elementaren Erscheinungen der Welt den Grund zu der Behauptung darthun: hier muß eine Ursache anerkannt werden, die über allem Natürlichen hinausliegt. Immer aber ist der Verlauf des Schlusses der: das Dasein der Welt erweist das Dasein Gottes. Doch ist der Schluß noch näher zu prüfen. Jedes Ding, jede Erscheinung in der Welt weist doch zunächst nur auf ein Anderes zurück, das vor ihm liegt. Ja, nicht auf Ein Anderes, sondern auf eine Mehrheit. Zwei Wirkende mindestens müssen sein, soll nicht die Ursache in sich beharren. Die einfachste Wirkung muß doppelt veranlaßt sein, soll sie eintreten. Die Linie selbst setzt Punkt und Bewegung von dem Punkte aus voraus, soll sie entstehen. Die Welt besteht aus den un übersehbaren endlichen Dingen, von denen ein jedes zunächst immer nur nach rückwärts und nach vorwärts in Beziehung steht. Das ist eine unendliche, nie abgeschlossene Reihe. Aber das Denken ruht nicht, es muß zum Abschluß kommen. Es bricht die unübersehbare Reihe ab, in der die endlichen Wirkungen und Ursachen sich verketten, und fordert eine letzte Gesammtursache, die nicht Wirkung ist. Es geht von der Ge- sammtheit des Bedingten in ein anderes Gebiet, das des Unbedingten, über. Ohnehin ist ja nicht bloß das Dasein der Welt, sondern eben das Dasein der Welt zu erklären. Das heißt: nicht bloß um den Ursprung der einzelnen Dinge, sondern vor allem darum handelt es sich, wie sie einander bedingen und wirken und wie sie zur Einheit sich verknüpfen können. Der Schluß wird nun ein anderer. Erst lautete er so: weil die Welt ist, muß Gott seiu; denn, wie alles, so muß auch die Welt eine Ursache haben. Das hat sich als ungenau erwiesen. Darum wird nun in dieser Weise gefolgert: die Welt ist eine Einheit, darum muß sie eine einige Ursache haben; alle weltlichen Dinge sind bedingt, darum setzen sie das Unbedingte voraus; alle Dinge sind nur Erscheinungen,