aus seinem Werke. Das Kunstwerk ist nicht der Künstler; aber den Eindruck seines Geistes empfangen wir durch sein Werk. Haben wir ein Gedicht bis zu Ende gelesen, dann hat der Dichter sich uns bezeugt und wir sind mit ihm in Gemeinschaft getreten. Es ist uns fühlbar ge worden, wer er ist. Wir sind im Stande den Eindruck wieder zu geben, den sein schöpferisches Leben auf unsere Seele gemacht hat. Wie wir das Gedicht lesen, davon hängt es ab, wie viel Empfindung wir von dem Leben und der Bedeutung des Künstlers haben. Wer flüchtig liest, wird nicht viel davon haben. Wer am Buchstaben haftet, kommt nicht bis zum Geist des Künstlers. Die Werke führen uns zu Gott, lassen an seinem Leben uns theilnehmen. Nur ein Bruchstück der Schöpfung können wir anschaun; aber schon das Bruchstück zieht in die unendliche Tiefe des göttlichen Lebens uns hinein. Wer leicht fertig nur dem Scheine nachgeht, der kommt nicht zu Gott. Wer nur am Buchstaben der Schöpfung haftet, nur klügelnd die Elemente in das Auge faßt, der verliert über dem Buchstaben den Geist, über der Schöpfung den Schöpfer. Die gefährlichste Verirrung besteht darin, die Schöpfung mit der Natur zu verwechseln, wie Trendelenburg ein mal sehr schön sagt, in der schlafenden Pflanze und dein träumenden Thier, nicht in dem wachen Geistesleben des Menschen den nahen Geist des Schöpfers zu suchen. Aber hat man den Schöpfer gefunden, dann halte man fest an dem Grundsatz: Den Eindruck können wir in Be griffe fassen, den durch seine Werke, die ihn offenbaren, Gott hervor ruft in unseren Seelen; ihn selbst, den Schöpfer zu begreifen, das kann nur Vermessenheit versuchen, sei es nun die der Philosophie oder un fehlbarer Concile. Dieser Betrachtungen Ergebnis; wird nicht umzustoßcn sein. Aus ihm geht manches Licht uns darüber auf, wie die Lehre von Gott zu behandeln, wie vor allem das Kind in der Schule und in; Haus mehr zur Gottesliebe zu erwecken als zur Anerkennung wohl formulirter Gottesbegriffe anzuleiten ist. Wir wollen unsere Erkenntnisse in dieser Beziehung in kurze Sätze zusammenfafsen. 1. Man gebe es auf, einen Gottesbegriff in einer ausgeprägten Formel dem Kinde einzuüben. Wir können das Wesen Gottes nicht in einem zutreffenden Ausdruck erschöpfen. Thun wir es doch, dann engen wir die Empfindungen von Gott ein. Ja wir bringen den Glauben in Gefahr. Die Formel muß sich zuletzt als unzureichend er weisen, und mit der Formel fällt leicht der Glaube.