7 such bleiben mich, mit endlichem Verstand das unendliche Wesen Gottes zu erfassen. Aber nur wenigen sind diese Versuche bekannt. Darum wähle ich eüt bekannteres Beispiel, die kirchliche Lehre von der Dreieinig keit. Sie hat genau aus denselben Gründen Schiffbruch gelitten wie die Vorstellungen vom Wesen Gottes, die von den Denkern der neue sten Zeit in Nacheifrung der Kirchenlehre gebildet wurden. Nach ihr sind in Gott die drei Personen Vater, Sohn und Geist zur Einheit des göttlichen Wesens verbunden. Der Sohn ist vom Vater gezeugt, der Geist geht vom Vater und vom Sohne aus. Da hat man die Mannichfaltigkeit der Zahl, da hat man Vorgänge im Wesen Gottes. Der einen Person kommt zu, was der andern nicht zukommt. Der Sohn ist gezeugt, der Vater und der Geist nicht. Der Geist geht aus, der Vater und der Sohn nicht. Die Personen sind also beschränkt, verendlicht gegen einander. Sie sind weder jede für sich noch alle zusammen wahrhaft Gott; denn die Summirung endlicher Größen kann nie das Unendliche ergeben. Daß die Dreieinigkeitslehre ihren Werth in der Geschichte gehabt hat, das ist zweifellos; aber es steht auf einem anderen Blatte. Hier ist nur darzuthun, daß in ihr ein, wie alle anderen, mißlungner Versuch vorliegt, das Wesen Gottes in menschliche Begriffe zu fassen. Sie ist nicht ein alle Vernunft über steigendes Geheimniß des Glaubens, sondern eine Ueberhebung der Vernunft, die das sichre Gebiet des Glaubens verläßt und darum nur einen Jkarusflug unternimmt. Den Glauben kann eine solche Lehre nur schädigen. Wo er ahnend und anbetend vor das Geheimniß des göttlichen Lebens und seine Unendlichkeit sich stellt, da engt sie ihm den Gesichtskreis ein durch solch eine Formel von Eins und Drei und Drei und Eins. Damit er doch ja nicht ausruhen könne von der Qual des Endlichen und der endlichen Vermittlungen, werden diese selbst in das unendliche Wesen Gottes wieder verlegt. Es muß ein Ende werden mit diesen Qualen, soll die volle, reine Freude an Gott wieder die Herzen durchdringen. Das wechselnde Spiel der Farben findet sich nur da, wo das Eine Sonnenlicht gebrochen erscheint; aber von den Farben hinweg zur Sonne muß das Auge des Geistes sich aufthun, soll es zur Anschauung Gottes kommen. Und allerdings nur Anschauung Gottes ist möglich, nicht Erkenntnis;. Die Erkenntniß bleibt in dem Wechselspiel des Endlichen befangen. Zur Anschauung Gottes aber führt die Erkenntniß der endlichen Dinge. Mit dieser wird jene geläutert. Den Künstler erkennt man