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einen günstigen Zufall angewiesen sind. Die Raubvögel fressen ge wöhnlich nur einmal täglich; diejenigen unter ihnen, welche nicht selbst Beute machen, sondern einfach Aas aufnehmen, sind nicht einmal immer so glücklich, jeden Tag fressen zu können, sondern müssen oft tagelang hungern. In den meisten Fällen wird die Speise, welche sie den Tag über erwerben sofort verzehrt; einzelne aber bewahren sich auch Speisereste auf, oder legen sich Vorratskammern für den Winter oder schlechte Zeiten an. So spießt der Dorndreher (rot rückige Würger) Käfer, Vögelchen, Eidechsen, Spitz- und Feldmäuse auf Dornen, um sie bei schlechtem Wetter zu verzehren (doch schreiben die Gebrüder Müller diese Gewohnheit seiner angeborenen Mordlust zu und behaupten, daß er die Vorräte öfter verderben lasse); der Nuß häher trägt (nach Brehm) Eicheln ein, und die Spechte und Kleiber sammeln Nüsse. b) Das Einnehmen von Speise und Trank geschieht auf sehr verschiedene Weise. Die meisten nehmen ihre Nahrung mit dem Schnabel allein auf, ja manche (Sperrvögel oder Schwalben) sperren den bei ihnen sehr breiten Schnabel nur weit auf, um ihre Beute gleichsam hineinfliegen zu lassen; einige jedoch (Papageien, Raubvögel) gebrauchen die Füße, andere (Spechte, Wendehals) nehmen die Zunge zu Hilfe beim Fressen. Die Papageien führen ihre Speise sehr zierlich mit einem Fuße zum Schnabel; die Raubvögel halten sie mit den Füßen fest und zerstücken sie dann mit dem Schnabel; einige Falken rupfen die Beute erst sorgfältig vor dem Verschlingen, wie auch manche Körnerfresser die Körner enthülsen, ja schälen. Die Spechte spießen die in den Ritzen und Gängen sitzenden Kerfe mit der Zunge an und ziehen sie dann zugleich mit derselben in den Schnabel. Der Wendehals steckt die Zunge in Ameisenhaufen und zieht sie dann, mit Ameisen bedeckt, zurück. Diejenigen, welche einen weiten Rachen haben, verschlingen große Bissen oder ganze Tiere auf einmal (Pelekane und Kropfstörche fußlange Fische, Störche Frösche und Schlangen, Bartgeier große Knochen, Geier derbe Fleischstücken); die, deren Schlundöffnung klein ist, zerstückeln die Beute so viel als nötig. Einzelne, namentlich die langschnäbligen Sumpf vögel (bes. Storch), werfen den Bissen mit der Schnabelspitze in die Höhe und fangen ihn mit dem offenen Rachen wieder auf; andere (Hühner, Gänse, Enten rc.) schieben ihn mit der Zunge in den Schlund, schlingen also förmlich wie die Säugetiere. Die Nahrung Wird entweder unmittelbar in den Vormagen oder vorher in den Kropf eiugeführt, wird hier aufgeweicht und vorverdaut, im Magen aber dann vollends zersetzt. Die mecha nische und chemische Leistung des Magens ist bei manchen be wundernswürdig; Raubvögel verdauen noch alte Knochenstücke, größere Körnerfresser sogar Eisenstücke derartig, daß ihre frühere Form wesentlich verändert wird; letztere nehmen auch zur Beförderung