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doch vernimmt man nach seinen ersten Rufen gewöhnlich den herr lichen Gesang der Heidelerchen; dann Poltern Auer- und Birk hühner drein. Mit den ersten Spuren der Dämmerung folgen auch hier Garten- oder Waldrotschwanz, Amsel, Zippe und dann das Rotkehlchen; nach ihnen lassen sich Krähe und Häher vernehmen; dann machen sich Tauben, Meisen, Goldhähnchen, Kleiber und Spechte laut und nach ihnen endlich auch Finken, Laubvögel, Flühvögel, Ammern und andere. Der Gesang währt bei allen mindestens bis zum Aufgang der Sonne; bei denen, welche später begannen, noch etwa anderthalb bis zwei Stunden länger. Brehm sagt also sehr richtig: „Alle Vögel er wachen außerordentlich früh aus dem kurzen Schlummer der Nacht. Noch deckt diese mit dunklem Fittich das Land, noch ist sie kaum zur Hälfte vorübergezögen; da grüßen die hinlänglich gestärkten Vögel be reits den Tag. Sie sind frühere Verkündiger desselben als das Morgenrot, frühere noch als der erste fahle Schimmer im Osten, welcher dem Morgenrot vorangeht." Alle Vögel erwachen sehr frühzeitig und beginnen ihr Tagewerk mit fröhlichem Gesänge. I!. Pie WorgenmahsM. a) Während der Nistzeit werden von den meisten Vögeln (einige, wie Dohlen und Spatzen, bauen allerdings den ganzen Tag) die ersten Stunden des Tages dem Nestbaue gewidmet. Diese Arbeit wird vom Gesänge des Männchens, welches in der Regel nicht baut, sondern höchstens Stoffe mit herzuträgt, begleitet. Darnach tritt eine gewisse Stille ein; bloß dann und wann vernimmt man einige kurze Strophen; denn die Sänger sind jetzt mit ihrem Frühstück beschäftigt. Daraus erklärt sich auch die mittägliche Stille unserer Wälder. Beim Aufsuchen ihrer Nahrung verstehen sie es meisterhaft, das von ihnen bewohnte Gebiet auszubeuten. Sie durchspähen jeden Schlupfwinkel, jede Ritze, jedes Versteck, lesen alles Genießbare auf und beweisen beim Aufsuchen und Fangen ihrer Beute eine solche Un ermüdlichkeit und Umsicht, daß man bei ihnen wohl von einem Be rufe oder Handwerke (Zimmerer, Fischer, Jäger rc.) reden kann. Beini Aufspüren ihrer Nahrung leisten das außerordentlich scharfe Ge sicht (Raubvögel bemerken aus Höhen von über einem halben Tausend Meter die Beute, und ein Sperling nimmt ein Getreidekorn noch in einer Entfernung von 40—50 Schritten wahr) und das treffliche Ge hör die besten Dienste. Die Räuber (Habichte, Bussarde, Falken rc.) durchstreifen in größerer oder geringerer Höhe ihr Gebiet; dabei beuten die meisten ihren Nahrungszweig selbständig aus (z. B. Hühner habicht, Sperber rc.); bei manchen unterstützen jedoch beide Geschlechter einander, oder das Männchen jagt und teilt dann mit dem Weibchen 6*