Volltext Seite (XML)
seine Hühner wagt, um die Herrschaft. Beobachte kämpfende Hähne: „Sie stürzen in vollem Laufe aufeinander zu; beim Zusammentreffen sind die Halsfedern ausgerichtet wie ein Schild, die Augen sprühen Feuer, und mit aller Macht springen sie gegen einander. Jeder sucht ein höheres Plätzchen zu gewinnen, um von dort aus mit um so größerer Kraft auf den Feind springen zu können. Wenn die Kräfte abnehmen, so tritt eine Pause ein. Sie stehen dabei mit ge senktem Haupte zur Verteidigung und zum Angriffe jederzeit bereit, mit dem Schnabel Erdkrümchen pickend, als wollten sie den Feind dadurch verhöhnen, daß sie mitten im Kampfe sichs wohlschmecken lassen. Da kräht der eine mit schwankender Stimme; denn er ist außer Atem; augenblicklich stürzt der andere wieder auf ihn los, und der Kampf beginnt von neuem, aber da Füße und Flügel er mattet sind, so bedient sich jeder seines Schnabels; hageldicht fallen die Hiebe, und bald triefen die Köpfe von Blut. Endlich verläßt den einen der Mut; er wankt, weicht zurück, flieht endlich, sträubt die Nackenfedern empor, hebt die Flügel, senkt den Schwanz, sucht eine Ecke, macht sich klein und grakelt wie eine Henne; denn für eine Henne gehalten, glaubt er das Mitleid zu finden, welches er als Hahn nicht zu erwarten hat. Doch der Sieger schöpft erst wieder Atem, schlägt mit den Flügeln, kräht und jagt den besiegten Feind davon, der sich nun nicht mehr zu wehren wagt, und wenn er auch unter den Hieben seines Gegners sein Leben aushauchen sollte". Es giebt Hähne, die, obschon sie von Feinden (anderen Hähnen, Truthühnern rc.) so zugerichtet wurden, daß sie wie leblos da lagen und weggetragen werden mußten, doch bei nächster Gelegenheit mit gleicher Wut den Kampf aufs neue begannen. Hat man darum zwei Hähne auf einem Hofe, so wird nicht eher Ruhe, bis der eine die Herrschaft des andern anerkennen muß. Besonders bösartige Hähne machen sich auch an Gänse, Hunde und größere Vierfüßler (Schafe, Kälber), ja selbst an Menschen. Gegen seine Hennen ist der Hahn sehr fürsorglich, ja selbst zärtlich. Er ist früh der erste und abends der letzte, lockt sie zum Futter und frißt selbst zuletzt; doch verlangt er auch unbedingten Gehorsam. Er ist zugleich ein Bild der Wachsamkeit (Türme!); er merkt jeden Raubvogel und warnt die Hennen bei Zeiten vor der Gefahr. Die Henne dagegen ist friedliebend oder besser gleichgültig gegen andere und ein solches Bild der Mutterfürsorge, daß diese zum Sprichwort geworden ist. Sie lehrt ihre Jungen die Nahrung suchen, scharrt sie ihnen herzu, zerbeißt sie und legt sie ihnen vor. Sie ist auch jeden Augenblick zu ihrem Schutze bereit. Ja sie geht dabei tollkühn gegen stärkere Feinde vor, sträubt das Gefieder, uni größer und stärker zu erscheinen, als sie ist, und sucht den abschreckenden Eindruck durch kreischendes Gackern zu verstärken. Die Stimme des Hahnes ist ein Krähen, Glucksen nnd Kollern; das Huhn gackert und lockt seine Jungen glucksend.