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eine Fläche von ungefähr 2 gm bedecken; aber die eigentliche Fläche ist noch beträchtlich größer; denn durch den ganzen Verlauf feines Rohres (im Anfänge jedoch noch mehr als gegen das Ende hin) ist die Schleimhaut des Dünndarms in zahlreiche Querfalten (Kerk- ringische Falten) gelegt, welche auch bei der größten Ausdehnung des Darmes nicht verschwinden. Dadurch wird die Schleimhautfläche, wenn man sie sich entfaltet denkt, fast doppelt so groß, als wenn sie, glatt anliegend, das Innere des Darmrohres überkleidete. Sieht man ein Stück Dünndarmschleimhaut von der Seite an, wenn sie auf dunklem Grunde unter Wasser liegt, so bemerkt man, daß ihre freie Oberfläche samtartig aussieht. Dieses samtartige Aussehen wird ver anlaßt durch dicht gedrängte feine kurze Fädchen (Zotten, Darm zotten), welche man am besten mit kleinen Würzelchen vergleichen kann. Diese Darmzotten stehen so dicht bei einander, daß auf einen Quadratmillimeter im Anfänge des Rohres 25—40 und gegen das Ende hin immer noch 15—30 kommen, so daß ihre Gesamt menge ungefähr 4 Millionen beträgt. Eine einzelne Zotte ist ein kleines dünnes Fädchen, etwa einen halben Millimeter lang; von außen ist dasselbe überkleidet von walzenförmigen Schleimhautzellen (Cylinderepithelium). In ihrer Mitte befindet sich der Anfang eines Saug-(Lymph-)gefäßes, umgeben von einer Schicht feiner Muskelfasern, in welcher ein Netz feinster (Haar-)Gefäße das Sauggefäß umspinnt. Mit Hilfe der Muskeln können die Zotten ihre Form verändern, so daß sie bald lang gezogen erscheinen, bald kolbig, bald breit. Durch die Schleimhautzellen der Oberfläche dringt nun (wie, das ist noch nicht endgüldig entschieden) der Speisesaft in das Sauggefäß; ist dieses gefüllt, so ziehen sich die Muskelfasern zusammen und pressen den Inhalt in die in der Darmwand verlaufenden größeren Sauggefäße. Nach dem Erschlaffen der Muskelfasern spannen die Blutgefäße die Zotte wieder aus, weil sie durch den vom Herzen aus wirkenden Druck des Blutes straff gefüllt werden. Es kann nun neue Flüssigkeit in das Saug gefäß eintreten; dann folgt wieder Entleerung durch Zusammenziehung der Muskelfasern; und so wirkt eine jede von diesen kleinen, dem Auge kaum sichtbaren Zotten als eine regsame und kräftige Pumpe. Wenn man nun bedenkt, daß während der Aufsaugung im Dünndarme ungefähr 4 Millionen solcher kleiner Pumpen unausgesetzt thätig sind, so bekommt man einen Begriff nicht nur von der großartigen Thätig- keit der Natur in ihren kleinsten Teilen, sondern auch davon, wie alle Lebensthätigkeiten auf das Wirken dieser kleinsten Teile ange wiesen sind. Der erste, am wenigsten bewegliche Teil des Darmes, welcher dem Magen zunächst liegt, führt den Namen Zwölffingerdarm. Er ist ziemlich fest an der Hinteren Wand des Bauches angehestet (Grund: die Einmündung der Ausführungsgänge der Leber und Bauch speicheldrüse). Seinen Namen erhielt er schon von den Anatomen