eine reibende Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer in der Richtung von vorn nach hinten zu stände kommt. Der Kau muskeln sind drei: 1. der eigentliche Kaumuskel. Er entspringt an der unteren und inneren Seite des Joch- oder Wangenbeines und umfaßt mit dem anderen Ende den Unterkiefer, indem er sich an die äußere Fläche seines Winkels und seines breiten vor dem Gelenk köpfchen befindlichen Fortsatzes ansetzt. 2. Der Schläfenmuskel. Er entspringt an der ganzen vorderen Wand der Schläfengrube, also auf einer bedeutenden halbkreisförmigen Fläche, deren Umfang viel größer ist, als man im gewöhnlichen Leben glaubt, weil die Ohrmuschel und die Haare einen Teil der Schläfen bedecken, und setzt sich, unter dem Jochbogen der Wange hindurchgreifend, an den breiten vorderen Fort satz (Kronenfortsatz) des Unterkiefers und zwar sowohl an dessen innerer als auch an der äußeren Seite an. Da er auf diese Weife ein wenig schräg nach vorn herabsteigt, so zieht er bei seiner Zu sammenziehung den Unterkiefer nicht nur kräftig herauf, sondern zu gleich etwas nach rückwärts. Wir fühlen seine Zusammenziehungen leicht, wenn wir die Hand an unsere Schläfen legen und dabei Kau bewegungen machen; auch bei kauenden Tieren ist nicht selten fein Zusammenziehen auch äußerlich zu sehen. 3. Der große Flügel muskel entspringt am Hinteren Teile des Oberkiefergestelles (Flügel grube des Keilbeines) und setzt sich an der der Anfatzstelle des Kau muskels entsprechenden inneren Seite des Unterkiefers an. Alle drei Kaumuskeln bilden eine sehr kräftige zusammen hängende Muskelmasse. Diese ist auch von nöten; denn die Kau bewegungen des Menschen erfordern eine bedeutende Kraft. Eine Brotrinde oder einen Zwieback ohne Hin- und Herbewegen der Finger und Hände durch geraden gleichmäßigen Druck zu zermalmen, würde auch einem Erwachsenen ziemlich schwer fallen; aber selbst ein Kind zerbeißt dieselben ohne sonderliche Mühe. Manche Erwachsene können eine starke Nuß, einen Pfirsich- oder Aprikosenkern durch eine einfache Kaubewegung zwischen den Zähnen zerbrechen, wozu eine Druckkraft von 4—5 Zentner erfordert wird, freilich nicht zum Vor teil der Zähne. Der Unterkiefer bildet in seinem Gelenke durch die an ihm wirkenden Kaumuskeln einen sogenannten Wurfhebel (siehe Natur lehre). Da die Kaumuskeln nahe am Stützpunkte desselben an greifen, so können sie nur mit großem Kraftaufwande wirken. Die vom Angriffspunkte der bewegenden Kraft weit entfernten Schneide zähne sind darum geringerer Kraftäußerung fähig als die Mahlzähne; deshalb beißt man einen Apfel mit den Schneidezähnen an und knackt eine Nuß mit den Mahlzähnen auf. Die Kaubewegungen gehen in der Mundhöhle vor sich; diese ist gleichsam der Vorhof der Verdauungswerkzeuge und verhält sich zu diesen, wie die Nase zu den Werkzeugen der Atmung. Sie beginnt