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spannt durch die Wirkung des eigenen Gewichtes des Vogels den Zehenbeuger so, daß die Zehen sich von selbst krümmen. Manche stehen auch auf einem Beine, wobei dann das andere Bein in den Bauchfedern und der Kopf in den Rückenfedern versteckt wird. Die auf der Erde schlafenden hocken ebenfalls im Neste oder an ver borgenen Stellen im Gesträuch. Höhlenbrüter schlafen gern in Baumlöchern, z. B. Spechte zuweilen in Starmesten, der Eisvogel in feiner Nesthöhle, das Männchen meist unter einer überhängenden Uferstelle; die Schwalben schlafen ebenfalls im Nest; es giebt dann, wenn die Jungen größer werden, oft ein arges Drängen, so daß mit unter sogar das Nest zersprengt wird. Diejenigen unter den Wasser vögeln, welche schwimmend ihre Nachtruhe halten, müssen sich durch ein gleichmäßiges unbewußtes Rudern so auf einer Stelle erhalten, daß sie durch Wind und Wellen nicht von ihrem Ruheorte abgetrieben werden. Die Tagschläfer wählen stets die verstecktesten Plätze zu ihrem Schlummer; viele derselben schlafen in Höhlen (Eulen) oder suchen sich während des Schlafes möglichst an die nächsten Gegen stände anzudrücken; so legen sich die Ziegenmelker gleich der Länge nach auf einen stärkeren Ast, was sie bei der Färbung ihres Gefieders vor Entdeckung sichert. „Eine Störung der Nachtruhe wird von allen Vögeln sehr übel ver merkt. Die meisten (Krähen, Dohlen rc.) erheben ein entsetzliches Geschrei und fliegen auf, wagen aber nicht weit zu gehen, sondern lassen sich sehr bald wieder nieder, kehren auch oft zu ihrem früheren Ruheorte zurück. Vorsichtige oder mißtrauische schlafen nach einer Störung nicht wieder, sondern durchfliegen ruhelos die Nacht. Alle Plötzlich erwachten sind entschieden schlaftrunken und taumeln wie bewußtlos hin und her (Tauben, durch den Lärm einer Feuersbrunst aufgescheucht, stürzen sich nicht selten in die Glut). Einzelne Arten fassen sich aber schnell und wissen dann auch einer Gefahr gewöhnlich noch zu entrinnen." >li. Ungünstige Witterung stört und ändert die Regelmäßigkeit der Lebens weise; denn das Wetter übt auf den Vogel überhaupt den größten Einfluß. Mit Sem Einbrüche der Nacht suchen alle die Ruhe, entweder gemein schaftlich an bestimmten Schlafplätzen oder einzeln in sicheren Verstecken. Während der Brutzeit übernachten aber alle Vögel im oder die Männchen neben ihrem Neste. Das Zubettgehen geschieht von den meisten still nnd geräuschlos; die in Gesellschaften im Freien schlafenden aber schwatzen und lärmen dabei so lange, bis die Müdigkeit sic verstummen läßt. Vögel, die in ihrer Nachtruhe plötzlich gestört werden, sind zuerst schlaftrunken, be sinnen sich jedoch bald, entwischen der Gefahr nnd setzen an einem geschützten Orte den Schlaf fort. XL. Brehm hat also recht, wenn er sagt: „Kein anderes Tier versteht es, so viel zu leben, als der Vogel lebt; kein anderes Geschöpf weiß so ausgezeichnet hauszuhalten mit seiner Zeit wie er. Im ist der längste Tag kaum lang, die kürzeste Nacht kaum kurz genug. Seine beständige Regsamkeit gestattet ihm nicht,