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41 Und zwar sollen die Christen immerdar solchen Feiertag halten, eitel heilig Ding treiben, d. i. täglich mit Gottes Wort umgehen und solches im Herz nnd Mund umtragen. Aber weit wir nicht allezeit Muße haben, müssen wir die Woche etliche Stunden für die Jugend oder zum wenigsten einen Tag für den ganzen Haufen dazu brauchen, daß man sich allein damit bekümmern und eben die zehn Gebote, den Glauben und Vater unser treibe und also unser ganzes Leben und Wesen nach Gottes Wort richte. Welä/e Zeit nun das im Schwang nnd Ucbung geht, da wird ein rechter Feiertag gehalten; wo nicht, so soll es kein Christenfeiertag heißen. Denn feiern und müßig gehen können die Unchristen auch wohl. Darum merke, daß die Kraft und Macht dieses Ge botes stehet nicht im Feiern, sondern im Heiligen, also, daß dieser Tag eine sonderliche heilige Uebnng habe. Denn an dere Arbeiten und Geschäfte heißen eigentlich nicht heilige UebungeN, es sei dem: der Mensch zuvor heilig. Hie aber muß ein solch Werk geschehen, dadurch ein Mensch selbst heilig werde, welches allein durch Gottes Wort geschieht, dazu denn gestiftet und geordnet sind Stätte, Zeit, Personen und der ganze äußerliche Gottesdienst, daß solcher auch öffent lich im Schwang gehet. Weil nun so viel an Gottes Wort gelegen ist, daß ohne dasselbe kein Feiertag geheiligt wird, sollen wir wissen, daß Gott dies Gebot strenge will gehalten haben und stra fen alle, die sein Wort verachten, nicht hören noch lernen wollen, sonderlich die Zeit, so dazu geordnet ist. Darum sündigen wider dies Gebot nicht allein, die den Feiertag gröblich mißbrauchen und verunheiligen, als die um ihres Geizes oder Leichtfertigkeit willen Gottes Wort nach lassen zu hören, oder in Tabernen liegen, toll und voll sind wie die Säue, sondern auch der andere Haufe, so Gottes Wort hören als einen andern Tand und nur aus Gewohn heit zur Predigt und wieder heraus gehen, und wenn das Jahr um ist, können sie Heuer so viel als fern. Desglei chen sind auch zu strafen die eckeln Geister, welche, wenn sie eine Predigt oder zwo gehöret haben, sind sie es satt und überdrüßig, als die es selbst wohl können und keines Meisters mehr bedürfen. Denn das ist eben die Sünde, so man bis her unter die Todsünden gezählt hat, d. i. Trägheit oder