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40 sondern erstlich auch nm leiblicher Ursach nnd Nothdurst willen, welche die Natur lehret und fordert, für den genui nen Haufen, Knechte und Mägde, so die ganze Woche ibrer Arbeit und Gewerbe gewartet, daß sic sich auf einen Lag einziehen zu ruhen und zu erquicken. Darnach allermeist darum, daß man an solchem Ruhe tage (weil man sonst nicht dazu kommen kann) Raum und Zeit nehme, Gottesdienst zu warten, also daß man zu Haufe komme, Gottes Wort zu hören und zu handeln darnach Gott loben, singen und beten. Solches aber (sage ich) ist nicht also an Zeit gebunden wie bei den Juden, daß es müsse eben dieser oder jener Tag sein; denn es ist keiner an ihm selbst besser denn der andere, sondern sollte wohl täglich geschehen; aber weil es der Haufe nicht warten kann, muß man je zum wenigsten einen Tag in der Woche ausschieszen. Weil aber von Al ters her der Sonntag dazu gestellet ist, soll mans auch dabei bleiben lassen, auf daß es in einträchtiger Ordnung gehe und Niemand durch unnöthige Neuerung eine Unord nung mache. Also ist das die einfältige Meinung dieses Gebots, weil man sonst Feiertage hält, daß man solche Feier anlege, Gottes Wort zn lernen, also daß dieses Tages eigentlich Amt sei das Predigtamt, um des jungen Volks und armen Haufens willen; doch daß das Feiern nicht so enge gespannt werde, daß darum andere zufällige Arbeit, so man nicht um gehen kann, verboten wäre. Derhalben, wenn man fragt, was da gesagt sei: du sollst den Feiertag heiligen, so antworte: den Feiertag heiligen heißt soviel als heilig halten. Was ist denn heilig halten? Nichts anders, denn heilige Worte, Werke und Leben führen. Denn der Tag daN für sich keines Heiligens nicht, denn er ist an ihm selbst heilig geschaffen; Gott will aber haben, daß er dir heilig sei. Also wird er deinethalben heilig und unheilig, so dn heilig oder unheilig Ding daran treibest. Wie gehet nun solches Heiligen zu? Nicht also, daß man hinter dem Ofen sitze und keine grobe Arbeit thue, oder einen Kranz anfsetze und seine besten Kleider anziehe, sondern daß man Gottes Wort handle und sich darin übe.