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Jede der beiden Lungen bildet ungefähr die Hälfte dieses Kegels, doch wird an ihrer inneren Oberfläche ihre Größe dadurch beschränkt, daß sie das Herz, die großen Gefäße, die Speiseröhre und die Wirbel säule zwischen sich nehmen und der Raum für diese Teile den Lungen gewissermaßen abgewonnen werden muß. Die äußere Fläche derselben ist mit einer glatten, feuchtglänzenden, Flüssigkeit absondernden (serösen) Haut, dem Lungenfell, überzogen. Dieses setzt sich, dann Rippen fell genannt, auf die innere Fläche des Brustkastens, das Zwerchfell und den Herzbeutel fort und umkleidet somit die Brusthöhlen, indem sie zu gleich jede Lunge luftdicht abschließt, vollständig. Lungen- und Rippen fell (zusammen wohl auch Brustfell genannt) liegen, da die Lungen die Brusthöhle ganz ausfüllen, dicht aneinander und werden durch eine geringe Menge von ihrer Oberfläche selbst abgesonderter klarer Flüssigkeit schlüpfrig erhalten, so daß bei den Bewegungen der Lungen an der Brustwand nicht Reibung und Entzündung entstehen kann. Zwischen den beiden Brustfellsäcken bleibt dabei noch ein Raum, der Mittelfellraum, der durch die Lungenwurzel in einen vorderen und Hinteren geteilt wird. In dem vorderen Mittelfellraume liegt die Thymusdrüse (siehe Blutumlauf!). >kl. Die Farbe der Lunge ist nach Verschiedenheit des Alters, des Blut reichtums und der gesunden oder kranken Verfassung ihres Gewebes sehr ver schieden und stellt alle Unterschiede zwischen Rosenrot und Blauschwarz dar. Ihr Gewebe fühlt sich weich an, knistert aber beim Druck und läßt beim Durchschneiden mit Luftbläschen gemengtes (schaumiges) Blut ausfließen. Ihr Gewicht beträgt bei mäßiger Füllung mit Blut ungefähr 2^ Pfd., beim Weibe aber 2 Pfd. Ihr spezifisches Gewicht ist, der in ihrem Gewebe verteilten Lust wegen, geringer als das des Wassers. Lungen, welche geatmet haben, schwimmen deshalb, als Ganzes oder in Teile zerschnitten, auf dem Wasser. Frische Lungen von ungeborenen oder totgeborenen Kindern haben eine größere Derbheit, sind, weil durch ihr Ge webe noch nicht geatmet worden ist, spezifisch schwerer und sinken im Wasser zu Boden (Lungenprobe). Bei der Lungenentzündung entzündet sich die Schleim haut der Lunge und sondert öfter eine gerinnende Flüssigkeit ab, welche ihr Ge webe dann undurchdringlich für die Luft und den entzündeten Teil untauglich für das Atmen macht. Werden die Absonderungen so fest, daß die kranke Lunge das Ansehen und die Dichtigkeit der Leber annimmt, so neunen die Arzte dieselbe in diesem Zustande hepatisiert (Uspar, die Leber!). Der Arzt erkundet durch Be klopfen (Perkussion) des Brustkorbes und Unterleibes nicht nur den Zustand der Lunge (ob sic lufthaltig, also gesund sda giebt es einen hohlen hallenden Tons ist oder nicht), sondern auch die Größe und Ausdehnung der nicht lusthaltigen Werkzeuge (Herz, Leber, Milz re.) der Rumpfhöhlen, gegenüber denen der übrigen lufthaltigen (Darm). Das Ein- und Ausströmen der Luft in den Lungen beobachtet man mit dem Hörrohre (Stethoskop), welches man auf der Brust oder dem Rücken aufsetzt, und aus dem dabei wahrgenommenen Geräusche bildet sich der Arzt ein Urteil darüber, ob die Lunge gesund sei oder nicht (Aushorchung, Auskultation); denn die Ausdehnung der Lungcnzellcn und die Reibung der einströmenden Luft an den Tcilungswinkeln der Luftröhrenverzweigungen verursacht in den gesunden Lnngen ein knisterndes Geräusch, welches in den Krankheiten, in denen sie mit Aus scheidungen gefüllt sind, verschwindet. Die Lungen sind also infolge ihres Baues sehr geeignet, zuerst große Luftmengen in sich aufzuuehmen (durch die un geheure Anzahl und Elastizität ihrer Zellen (Lungenbläschens) und dieselben dann s o vollkommen als nnr möglich mit dem Blute in Berührung zu bringen Seidel, Ergebnisse und Priipnrationen re. V. Heft. g