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64 Menschenkunde. Mittelpunkte der Brusthöhle in zwei Äste, von welchen jeder die Grundlage einer Lunge wird, indem er sich feiner und feiner aus- spaltet. Die dünnsten Zweige endigen zuletzt in länglichen Erweite rungen, deren Durchmesser im Mittel 0,06—0,4 mm beträgt, welche Luftzellen (Lungenbläschen) heißen und ausgebuchtete Wände haben. (Die Größe dieser Bläschen wechselt natürlich nach der Verschieden heit ihrer Füllung mit Luft (sie können sich um das Dreifache ihrer Größe erweiterns und nimmt überdies mit dem fortschreitenden Alter zu.) Die Gesamtheit aller einem feinsten Luftröhrenzweige zugehörigen Lungenbläschen bildet ein sogenanntes Lungenläppchen, welches auch an der Oberfläche der Lunge in etwas sichtbar wird. Die sehr dünnen Wände, welche die Luftzellen von einander scheiden, werden gestützt von zartem, sehr elastischem Gewebe und tragen weite, dicht an einander sitzende Haargefäße, welche die Lungenzellen netzartig umspinnen. Das in diesen Haargefäßen enthaltene Blut ist nun an beiden Seiten der Luft ausgesetzt; denn es wird von der Luft jeder- seits nur durch das sehr dünne Häutchen getrennt, welches aus der Wand des Haargefäßes und aus der des Lungenbläschens gebildet wird. Am Rande des Bläschens zeigt das Haargefäßnetz längere ge schlängelte Schleifen; auf diese Weise ist gesorgt, daß die Lungen er weitert und die Bläschen ausgedehnt werden können, ohne daß die Blutgefäße zerreißen. M. Die Zahl der Lungenbläschen wird auf 4LÜÜ Millionen geschätzt, weshalb die ganze in eine Ebene ausgedehnt gedachte Atmungsfläche der Lungen ungefähr 200 Quadratmeter betragen würde. Sie ist also etwa 130 mal so groß als die äußere Oberfläche unseres Körpers. Das Blut wird in diese Netze durch die Lungenpulsader, einen mächtigen Gefäßstamm von 2—2^ Zentimeter Durchmesser, eingeführt. Derselbe tritt aus der rechten Herzkammer hervor, steigt hinauf bis an die Teilungsstelle der Luftröhre und teilt sich dort, wie diese, in einen rechten und einen linken Ast. Jeder dieser beiden Äste schließt sich dem Luftröhrenaste seiner Seite eng an und verästelt sich auch in gleichem Maße,, wie dieser, so daß neben jedem feinen Luftröhrenästchcn auch ein ebenso feines Ästchen der Lungenschlagader liegt. Nachdem sich dieses in das das Lungenbläschen umspinnende dichte Gefäßnetz aufgelöst hat, tritt aus diesem Netze wieder eine feine Blutader hervor. Diese kleineren Blutadern folgen rück wärts ebenfalls den Verästelungen der Luftröhre und fließen so allmählich zu immer größeren Stämmen zusammen und die letzten und größten (von rechts drei, von links zwei) münden endlich in die linke Vorkammer des Herzens ein. Da so in einer jeden Lunge Luftröhre, Puls- und Blutader mit einander verlaufen, so sieht man sie auch an einer bestimmten an der inneren Fläche der Lunge liegenden Stelle in dieselbe eintreten; diese Stelle wird Lungenwurzel genannt. Außerdem ent halten die Lungen noch Pulsadern (da die Lungenschlagadern, welche venöses Blut führen, für die Ernährung der Lungen nicht sorgen können), feine Lymph gefäße und Drüsen und vor allem auch fein verzweigte Nerven (nsrvus vaZu8, Lungenmagennerv und nervu8 szunpatkious). Auf diese Weise bilden die Lungen ihrer äußeren Gestalt nach einen abgestumpften Kegel, dessen Grundfläche auf dem Zwerchfell aufliegt und der Wölbung dieses Muskels entsprechend ausgehöhlt ist, während die äußere die innere Gestalt des Brustkorbes wiedergiebt.