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58 Menschenkunde. Um diese Reinigung vollständig und leicht vor sich gehen zu lassen, ist es nötig, daß datz Blut so allseitig als möglich mit der Luft in Berührung gebracht werde. Es muß dieselbe aber während der Zu führung, um die zur Reinigung nötigen zarten Werkzeuge nicht durch Trockenheit, Kälte u. dergl. zu schädigen oder zu reizen, zugleich an gefeuchtet, erwärmt und von mancherlei schädlichen Beimengungen be freit werden. Also ergiebt sich hieraus eine Betrachtung der die Luft zuleitenden und reinigenden Werkzeuge, dann der Zu- und Ableitung der Luft selbst, also des Ein- und Ausatmens, und endlich des Vorganges der Reinigung des Blutes. 2. Der zur Reinigung des Blutes nötige Sauerstoff wird durch be- fondere Werkzeuge in den Körper gebracht, die wir Atinungswerkzcugc nennen. 8. Die Atmungswerkzeuge. 1. Die Atmungswerkzeuge nehmen die obere Körperhälfte, Kopf, Hals und Brust ein und erstrecken sich nicht über das Zwerch fell, also die Brusthöhle hinaus. Dieselben bestehen aus einem zu leitenden Kanäle, welcher sich aus der Nasenhöhle, der Mund- und Rachenhöhle, dem Kehlkopfe und der Luftröhre zusammen setzt, während der eigentliche Luftbehälter von den beiden Lungen gebildet wird. Sie sind im Innern gerade so wie die Ver dauungswerkzeuge mit Schleimhaut ausgekleidet. An den meisten Teilen ist die oberste Schicht mit kleinen borstenähnlichen Haaren (Flimmerepithelium) besetzt. Sie sind alle während des Lebens un ausgesetzt in Bewegung, indem sie sich alle hakenförmig krümmen und wieder strecken (Anblick eines wogenden Kornfeldes). Durch diese selbständige Bewegung vermögen dieselben auf sie gelangende kleine Gegenstände (Staub, Schleim rc.) nach der Mündung der Röhre, in welcher sie angebracht sind, also in den Atmungswerkzeugen nach oben, zu befördern (Prof. Henle sah eine winzige Menge Kohlenpulver, die er auf die Luftröhrenschleimhaut eines soeben Hingerichteten Ver brechers brachte, innerhalb 15 Sekunden um die Breite eines Knorpel ringes gegen den Kehlkopf hin befördert. Wenn man in den Lungen sack eines eben getöteten Frosches durch eine kleine Wunde desselben ein wenig Kohlenpulver einbringt, findet man nach einigen Stunden es schon in der Mundhöhle). 1. Die Atmungswerkzeuge bestehen aus der Nasen-, Mund- und Rachen höhle, dem Kehlkopfe mit der Luftröhre und den beiden Lungen. Sie liegen im Kopfe, Halse und in der Brusthöhle; sie sind sämtlich mit Schleim haut ausgeklcidet. 2. Die eigentliche Atmungspforte ist die Nasenhöhle. Zwar kann auch durch die Mundhöhle Luft in die Luftröhre gelangen, aber wir sehen für gewöhnlich nur die Nasenhöhle als Luftweg an, weil