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54 L.. Menschenkunde. geschieht, stark auf die Geschlechtsteile, und vernünftige Eltern werden daher nie gestatten, daß mit ihren .Ändern aus diese Weise gespielt werde. Zu der großen Zahl von Thorheiten, welche bei dem Umgänge mit Kindern begangen werden, ge hört das unablässige Küssen derselben. Nicht nur, daß ein Kind durch einen ein zigen Kuß von den häßlichsten Krankheiten angesteckt werden kann, sondern das öftere Küssen hat auch Einfluß auf die Geschlechtswerkzeuge. Dann ist allzufrüher und häufiger Fleischgenuß, der Genuß reichlich gewürzter Speisen, starker Weine und Biere, der starken Thees und Kaffees für Kinder sehr schädlich; denn alle diese Dinge reizen das Blut und erhöhen die Empfindlichkeit. Auch durch zu frühe Anspannung der Geistesthätigkeit, besonders durch den vorzeitigen Beginn des Schulunterrichts, sowie bei den Mädchen durch übermäßige Beschäftigung mit sogenannten weiblichen Handarbeiten wird zu jener auch in anderer Be ziehung verderblichen Überreizung der Grund gelegt. Eine durch Romane, Statuen, Bilder, Theaterstücke, Kinderbälle, Kunstreiter und Seiltänzer verdorbene Phan tasie ist dann eine der ersten Ursachen vorzeitigen Erwachens des Geschlechts triebes. Nicht genug kann auch vor Rutenhieben auf das Gesäß bei Knaben ge warnt werden. Von Ärzten und Erziehern werden viele Erkennungszeichen der Verirrung des Geschlechtstriebes (Onanie) angegeben, die aber sämtlich unsicher sind. Nur das Geständnis oder das Ertappen auf frischer That, allenfalls noch das Auffinden der Samenflecken in der Bett- und Leibwäsche können Sicherheit geben. Mißtrauen in Bezug auf Verirrungen im Geschlechtsleben erweckt auch das Scheuen jeder körper lichen Anstrengung und der Hang zur Einsamkeit, die man bei manchen jungen Leuten in dem betreffenden Alter wahrnimmt. Doch ist es mir auch in meiner über fünfundzwanzigjährigen Wirksamkeit als Seminarlehrer vorgekommen, daß einer der besten und eifrigsten Turner, ein frischer, kräftiger junger Mensch, plötzlich so nervenleidend wurde, daß er seiner Bildungsstätte zuerst einige Jahre fern bleiben und später dem gewählten Berufe gänzlich entsagen mußte infolge geschlechtlicher Verirrungen, zu denen er nach seinen eigenen Aussagen als achtjähriger Knabe von den Dienstboten im Hause seiner Eltern verleitet worden war. Es ist aber nichts verkehrter, als derartige Menschen barsch zu behandeln und sie als die ärgsten Sünder zu betrachten, da doch ihre Verirrungen in den aller meisten Fällen nur, wie wir sehen,- die Folgen der Vererbung, einer unzweck mäßigen geistigen und körperlichen Erziehung oder von Krankheitszuständen und von Verführung durch andere sind. Daß durch diese Verirrungen die Kraft und Lebenssrische eines guten Teiles unserer jetzigen Generation schon in der Jugend untergraben wird, ist gewiß; allein daß die Folgen so schlimm wären, wie sie in vielen Büchern (zumal in solchen höchst verderblichen Schriften, in denen zugleich Geheimmittel empfohlen werden) geschildert werden, ist unwahr. Schon sehr oft wurden durch solche übertriebene Schilderungen Personen, welche sich in früheren Zeiten diesen Verirrungen ergeben hatten, dann aber umgekehrt waren, ganz un nützer Weise zur Verzweiflung gebracht. Wer von derartigen Verirrungen bei Zeiten abläßt und seinen Körper durch richtige Ernährung, gute Luft und zweck mäßige Bewegung kräftigt, wird sehr bald ihre nachteiligen Folgen schwinden sehen. Solche Verirrte bedürfen weniger des strafenden Richters als der verhütenden und rettenden Hand des Erziehers. Neben den schon oben dargelegten allgemeinen Ver hütungsmaßregeln ist es besonders für den Erzieher wichtig, zu wissen, wie die Folgezustände dieser Verirrungen, die zu häufigen freiwilligen nächtlichen Samen ergießungen, zu verhüten sind. Es geschieht dies am sichersten 1. durch Vermeidung einer üppigen Lebensweise. Man sei sehr mäßig im Genüsse von Fleisch und meide hitzige Gewürze und starke geistige Ge tränke, lebe also mäßig und nüchtern; 2. durch kräftige allseitige Bewegung in freier Luft; 8. durch Sorge für regelmäßige Stuhl- und Harnentleerung (ins besondere vor dem Schlafengehen); 4. durch Vermeidung aller unnötigen Wärme beim Schlafen. Man