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Anhang r Der Eintritt der Geschlechtsreife wird, wie schon erwähnt, durch freiwillige Samenergießungen beim männlichen und durch den Monatsfluß beim weiblichen Geschlechte angezeigt. Sie sind dem Menschen allein eigen und zugleich ein Beweis seiner höheren sittlichen Bestimmung, welcher die ihm mit den Tieren gemeinschaft lichen Verrichtungen ohne Schaden für sein körperliches Wohl untergeordnet sein sollen. Sie sind aber zugleich bei vielen Menschen die Quelle gesundheitsschädlicher Unsittlichkeiten, auf die sich die Aufmerksamkeit des Lehrers und Erziehers lenken muß. Daher hier einiges nach den I)r. I)r. Bock, Hartmann und Schieber! Der Grund der zunehmenden Unsittlichkeit und Ausschweifung liegt 1. in der zunehmenden Bevölkerungsdichtigkeit. Daß eine große, an einem Orte zusammcngehäufte Menschenmenge Sitten losigkeit befördert, bedarf wohl keines Beweises; wir sehen es täglich an Bewohnern unserer Großstädte. Die Verführung ist daselbst groß und die Überwachung gering. Insbesondere sind der gute Ruf einer- und die Schande andererseits, die an kleineren Orten so manchen vom Bösen abhalten, hier nicht so wirksam; denn keiner kümmert sich um den andern. Einen sehr verderblichen Einfluß übt das durch die Teuerung der Wohnungen hcrbeigeführte Schlafleutewesen auf die Sittlichkeit großer Städte aus, denn es verführt oft zur Unsauberkeit, Schamlosigkeit und Unkeuschheit. Leipzig allein hat 22000 Schlafleute. Dabei ist nicht zu übersehen, daß die Kostspieligkeit der Lebenshaltung, besonders der Wohnung, und die Genußsucht viele junge Männer von der Ehe zurückhält und sie dann im späteren Alter zu ausgeprägten Egoisten macht. 2. Geburt und Erziehung sind ebenso Grundursachen der Unsittlichkeit. Manchem Menschen wird der Hang zur Wollust angeboren und dann weiter an erzogen. Regelwidrige Nervenreizbarkeit, Ausschläge, Würmer re. sind öfter der Grund geschlechtlicher Reizbarkeit. Kaum ist das Kind geboren, so wird es öfter gerade in den höheren und wohlhabenden Ständen der unsittlichen Amme, einer un verständigen Kinderfrau oder dem ungezogenen Kindermädchen überlassen. Wer aber derartige Dienstboten nur ein wenig beobachtet hat, der weiß, wie sie öfter mit Kindern umgehen. Es ist eine traurige Wahrheit, daß schon in frühen Jahren manches Kind durch seine Wärterin mit wollüstigen Reizen bekannt gemacht wird, indem diese durch dieselben das Kind zu beruhigen sucht. Ist dasselbe größer, so wird es oft Zeuge des Verkehrs seiner Wärterin mit ihrem Liebhaber und bekommt dabei oft Eindrücke, die unauslöschlich sind. Ja manche Eltern begehen sogar die Unvorsichtigkeit, ihre Kinder das Schlafzimmer mit solchen Dirnen teilen zu lassen, und ehe sie sich versehen, sind die Kleinen mit Kenntnissen bereichert, die sie im 20. Jahre noch früh genug bekämen. Ebenso verkehrt ist cs in dieser Hinsicht, kleinere Kinder ohne Aufsicht für sich allein spielen zu lassen. Es giebt Kinder, welche beim Spielen stundenlang in einem Winkel ruhig sitzen und anscheinend füll und artig für sich spielen. Diese Ruhe hat aber ost ihre besonderen Gründe, denn nicht selten sind es die Geschlechtswerkzeuge, mit denen sie spielen. Eine verständige Mutter wird dies zu verhindern wissen. Das Hauptaugenmerk der Erzieher wird aber darauf gerichtet sein, das zu frühzeitige Erwachen des Geschlechtstriebes zu hindern. Zu diesem Zwecke muß man sich hüten, die Geschlechtsteile zu warm zu halten, sei es durch Kleidung oder zu warmes Lager. Unterbetten sind für Kinder und junge Leute in dieser Beziehung höchst ungesund. Je leichter und luftiger das Lager ist, desto gesünder ist es. Die Kinder zeigen schon in der frühesten Jugend es selbst an, wenn ihnen das Lager zu warm ist, sie decken sich eben aus. Jedes Kind soll sein eigenes Bett haben, und keins darf nach dem Erwachen noch länger im Bette ver weilen. Dicke und eng anliegende Beinkleider sind aus demselben Grunde auch für Mädchen nur schädlich. Nicht minder reizend ist besonders auch aus diesem Grunde das Sitzen mit übereinander geschlagenen Beinen und auf dick gepolsterten Stühlen; so ist auch das Reiten auf Balken, Wiegepferden und Kniecn Erwachsener keineswegs ungefährlich, insbesondere für Mädchen. Ein vorzüglich schädlicher Gebrauch ist das Kitzeln der Kinder; es wirkt besonders, wenn es am Untcrleibe oder den Fußsohlen