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52 4.. Menschenkunde. darf er selbst nicht viel sprechen (öfter den Wärter gar nicht einmal sehen). 4. Schlafbesördernde Mittel zu nehmen, ist nur schädlich! der Schlaf kann viel leichter durch natürliche Mittel (Packungen) erzielt werden. 5. Auf regelrechte Ausleerungen ist bei dem Kranken sehr zu halten, und sie sind nötigenfalls durch natürliche Mittel (Packungen, Kly- stiere re.), aber nicht durch Arzeneien herbeizuführen. 6. Die Nahrung des Kranken muß eine sehr mäßige, aber völlig reizlose und leicht verdauliche (Kern- und Beerenobst, in Wasser ge kochte Gemüse sGrieß, Reis rc.s, Weiß- oder Schrotbrot rc.) sein; als Trank dient reines kühles (20—22° C.) Wasser (höchstens mit etwas Apfel- oder Johannisbeersaft). 4. Halte schädliche Stoffe vom Blute fern! Uli. Über die Behandlung von Wunden und Blutungen bis zur Ankunft des Arztes giebt Prof. Esmarch in der Hauptsache folgendes an: Wenn das Blut in nicht starkem Strome aus der Wunde rieselt, so sind nur kleine Adern (Haargefäße) verletzt. Wenn dunkelrotes (schwarzes) Blut in gleichmäßigem Strome ausfließt und wenn der Ausfluß durch Druck oberhalb der Wunde ver stärkt wird, dann ist eine größere Blutader geöffnet. Wenn aber hellrotes Blut in starkem Strahl und absatzweise aus der Wunde hervorspritzt, dann ist eine Pulsader verletzt und große Lebensgefahr vorhanden. Geringe Blutungen aus verletzten kleinsten Adern oder aus Blutadern hören meist schon auf, wenn man auf die Wunde drückt, so daß die Wundränder sich schließen, oft auch schon von selbst (Gerinnung, siehe oben!). Blutungen aus verletzten Blutadern (z. B. aus Beingeschwüren mit Krampfadern) sind bis weilen dann schwer zu stillen, wenn oberhalb der blutenden Stelle ein Kleidungsstück (Kniegürtel) einschnürt. Nach Lösung desselben steht das Blut auf leichten Druck und Erhebung des Gliedes. Fließt aber das hellrote Blut trotz Druck auf die Wunde unaufhaltsam weiter, so muß eine größere Pulsader verletzt sein, und dann ist Tod durch Verblutung zu fürchten. Bis zur Ankunft des Arztes hebt man zu nächst das verwundete Glied in die Höhe, weil dadurch das Ausfließen des Blutes verlangsamt wird, und entblößt dann die Wunde und das verletzte Glied durch Ausschneiden der Kleidungsstücke bis an den Rumpf. Dann legt man ein zusammen gefaltetes Stück Leinwand (Taschentuch rc.) auf die Wunde und preßt dasselbe durch eine Umwickelung mit einer Binde (Tuche) fest gegen die Wunde. Quillt trotzdem das Blut hervor, so sucht mau den Stamm der Pulsader oberhalb der Wunde (zwischen Herz und Wunde) und drückt sie mit den Fingern stark zusammen (siehe , oben Stellen, an denen man den Puls fühlt!). Da es aber, um die betreffende Stelle zu finden, genauerer Kenntnis des Aderverlaufes bedarf, so ist es viel besser, man umschnürt durch eine mehrfache (am besten elastische) Binde das Glied so, daß kein Blut mehr durch eine Ader fließen kann. Hat man eine leinene Binde, so legt man dieselbe so fest als möglich so an, daß eine jede neue Umkreisung die andere deckt, und begießt sie dann, wenn man das Ende gut befestigt hat, reichlich mit Wasser. Durch die Befeuchtung zieht sich die Binde so kräftig zusammen, daß der Druck in vielen Fällen ausreichen wird. Hat man nichts als ein Tuch (Hals oder Schnupftuch), so legt man dasselbe gefallet, lose um das Glied, knotet die Enden gut zusammen, schiebt einen Knebel (Stab, Schlüssel rc.) unter dasselbe und dreht denselben so lange herum, bis die Blutung steht. Aber unter allen Umständen » ist eine elastische Umschnürung (mit einem Stück Gummirohr, elastischen Hosen trägern) allen anderen vorzuziehen, weil ihre Wirkung kräftiger und von größerer Dauer ist. Warnen muß man vor den sogenannten Bolksmitteln zur Blutstillung (Spinnengewebe, Kohlenpulver rc.), weil sie die Wunden verunreinigen und jeden falls die rasche Heilung durch eine erste Verklebung verhindern; auch manche aus Apotheken bezogene Mittel (Eisenchlorid, gelbe Charpie, Pinghawar-Dambi rc.) sind in dieser Hinsicht nicht besser. Das endgültige Verbinden besorgt sodann der Arzt.