48 Menschenkunde. Viele Männer ziehen sich Schaden durch den Gebrauch stark elastischer und kurzgespannter Träger der Beinkleider sowie scharf angezogener Hüftgürtel und Turngurte zu. Durch den anhaltenden Druck der elastischen Träger werden nicht nur die Rippen, sondern auch die Bauchmuskeln nach einwärts gepreßt, die Eingeweide zusammen- und aufwärts- und durch sie das Zwerchfell in die Höhe gedrückt. Er schwerung der Atmung, Anhäufung des Blutes in den Lungen, zu starke Ausdehnung ihrer Gefäße, ja wohl Zerreißung derselben ist die Folge davon. Ebenso zu tadeln sind die Kniegürtel oder Strumpf bänder. So unbedeutend sie an sich erscheinen, so große und verderb liche Wirkungen können sie hervorbringen, besonders wenn sie fest umgelegt werden. Einem Menschen, welcher die Strumpfbänder über den Knieen stark zufammengezogen hatte und einige Zeit knieend zubrachte, wurden beide Füße brandig. Indem sie die Stämme der Blutgefäße und Nerven zusammenschnüren, hemmen sie allen Lebenseinfluß in die Füße und den Zurücklauf der Säfte aus denselben. Kälte und Ab magerung, Blut- und Pulsadergeschwülste, Steifigkeit und hartnäckige Geschwüre der Füße werden durch sie begünstigt und hervorgeru^en. Wer daher meint, sie nicht entbehren zu können, muß wenigstens sehr breite wählen, besonders solche, welche aus Schafwolle gestrickt sind und einen geringen Grad von Elastizität haben; sie dürfen aber weder fest angezogen noch gebunden, sondern ihre Enden nur unter gesteckt werden. Doch ist es erfreulich, daß sie mehr und mehr den von den Hüften herabgehenden Strumpfhaltern weichen. Nicht minder schädlich für den ungestörten Lauf des Blutes ist öfter die Beschaffen heit des Schuhwerkes in Bezug auf Größe und Form sowie auf Dauerhaftigkeit. Insbesondere ist in der Regel die Fußbekleidung der Frauen zu eng und vor allem zu dünn. Das Schuhwerk muß immer nicht nur groß und weit genug, um den Fuß nicht zu verkrüppeln und den Butlauf ungehindert zu gestatten, sondern dabei auch von kräftigen und festen Stoffen gefertigt sein, um den Fuß vor Nässe und Kälte zu schützen. So werden wir auch nicht über kalte Füße zu klagen haben. Falsche Blutverteilung wird noch durch unzweckmäßige Kopf bedeckung herbeigeführt. Die Natur hat den Kopf mit Haaren bedeckt und dadurch eigentlich jede künstliche Bekleidung überflüssig gemacht. Nur bei sehr rauher Witterung, nach Krankheiten und im hohen Alter, welche beide die Menschen ihrer Haare berauben, wird sie Bedürfnis. Auch im heißen Sommer darf man sich durch eine leichte Kopfbedeckung gegen die brennenden Sonnenstrahlen schützen. Die zu warme Verhüllung des Kopfes durch Pelzmützen und dicke Filzhüte lockt das Blut im Übermaße nach dem Haupte. Dies findet besonders bei Kindern statt, bei denen ohnehin der stärkste Andrang des Blutes nach dem Gehirne geht. Dadurch wird die Ausdünstung des Kopfes unmäßig vermehrt, und es entstehen Milchschorf und