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46 Menschenkunde. schwachen Verdauungswerkzeuge nicht nur unverdaulich, sondern reizen auch dieselben übermäßig, besonders wenn sie in großen Mengen genossen werden. Bei reichen Leuten ist die Blutarmut darum häufiger als bei armen. (Siehe Heft III, S. 15 ff. und Heft IV, S. 41 ff.) 1. Sorge für richtige Menge und Beschaffenheit des Blutes durch reichliche, gute, einfache und leicht verdauliche Nahrung! 2. Das Blut wird den Körper um so besser ernähren, je leichter und vollkommener es denselben durchströmt. Der Blutlaus wird aber, wie wir sahen, durch Muskelbewegungen unterstützt. Die Bewegungen geschehen bei der körperlichen Arbeit; doch sind sie dann oft einseitig. Wollen wir, daß das Blut alle Körperteile durchströme, so können wir dieses nur durch geregelte Leibesübungen (Turnen, Schwimmen, Eisläufen, Rudern, Bergsteigen rc.) erzielen. Die Muskeln werden durch allseitige Leibesübungen, welche den kräftigen Blutstrom her beiführen, alle dicker und fester und die Gestalt dadurch kräftiger und schöner, während die einseitige Arbeit nur einzelne Glieder stark macht, während die anderen schwach bleiben (starke Brust und Arme der Schmiede, Schlosser, Drescher, Barrenturner, kräftige Beine der Tänzer und Läufer rc.). Höchst schädlich für den Blutlauf ist eine sitzende (Weber, Schneider, Schreiber, manche Beamte, Uhrmacher, Lithographen, Koloristen, Gelehrte, Cigarrenarbeiter, Näherinnen, Putzmacherinnen rc.) und einseitig stehende Lebensweise (Schrift setzer, Schreiber und Gelehrte, die an sogenannten Stehpulten arbeiten, Anstreicher, Vergolder, Holzschneider, Verkäufer, Bediente, Wäsche rinnen rc.), sowie das Bücken und Knieen (Bergleute, Steinklopfer, Tapezierer, Scheuerfrauen rc.), wozu manche Menschen durch ihren Beruf gezwungen sind. Die geringere Muskelbewegung bewirkt bei sitzendem Arbeiten weniger tiefes Atemholen, daher mangelhafte Befreiung des Blutes von der Kohlensäure, verringerten Stoffwechsel und Anhäufung des Blutes in den inneren Werkzeugen des Leibes (insbesondere der Pfortader, Leber und den Blutadern des Mast darmes (Hämorrhoiden)). Dazu kommt noch die schlechte Luft der ungenügend gelüfteten Arbeitsräume. Alle diese Menschen sehen darum blaß und schwächlich aus, leiden an Trägheit der Verdauung, haben Neigung zum Grübeln, wobei trübe Vorstellungen über wiegen, und man bezeichnet sie im gewöhnlichen Leben als Hypo chonder (Milzsüchtige, Grillenfänger, Schwermütige). Für Leidende dieser Art sind die Leibesübungen das einzige Besserungsmittel; denn bei der günstigen Einwirkung derselben auf die Muskeln und Gefäße bleibt es nicht; denn nicht nur, daß durch die Übungen der Blutlauf beschleunigt, der Stoffwechsel erhöht wird, sondern mit dem rascheren Stoffwechsel ist zugleich ein reichlicherer Ersatz der einzelnen Bestand teile des Körpers verbunden, und dies bewirkt ein allgemeines Wohl befinden und die Beseitigung all der zahlreichen kleineren und größeren