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Der Blutumlauf. 45 12.—17. Jahre) und da wieder vorzugsweise, doch nicht allein, beim weiblichen Geschlechte vorkommende Krankheit als Blutarmut oder Bleichsucht. Dieselbe zeigt sich nach Dr. Bock in schwachem oder unregel mäßigem Pulsschlage (fast alle klagen über Herzklopfen), in auffallender Bleichheit der Haut (sie glänzt dabei oft wachsähnlich) und ganz besonders auch der sichtbaren Schleimhautflächen (Lippen, Zahn fleisch, innere Augenlidflächen rc.). Da das Blut selbst oder doch die Teile, die den Sauerstoff binden, fehlen, so giebt sich dies durch geringere Wärmeentwickelung, kühle Haut, kalte Füße und Hände, häufiges Frösteln und allgemeine Frostigkeit zu erkennen. Die schlechte Ernährung zeigt sich in der trockenen Haut, den mageren schlaffen Muskeln; die Kranken ermüden leicht, klagen über Schwere in den Füßen, Muskelschmerzen (die dann oft für rheumatische erklärt werden) und dergleichen. Die matten Atmungsmuskeln und blutleeren Lungen verursachen Kurzatmigkeit, Gähnen und Seufzen; die Verdauungs werkzeuge verraten ihre Schwäche durch Appetitlosigkeit, Magenkrampf (oft mit Erbrechen) und Beschwerden (Kollern, Poltern im Leibe, Blähungen, Verstopfung) nach dem Essen. Die Wände der dünnen und schlaffen Blutgefäße reißen leichter, und deswegen kommt es bei Blutarmen leichter zu Blutungen (Nasen- und Menstrual-) und zu der sogenannten Blutfleckenbildung in der Haut. Am zahlreichsten sind aber die Erscheinungen im Nervensystem, als Kopfschmerzen (Migräne), Rücken- und Nervenschmerzen, Krampfzufälle (Veitstanz, Epilepsie, Hysterie), Gemütsverstimmungen (Trübsinn, Verdrießlichkeit, Launen haftigkeit, Ärgerlich- und Weinerlichsein rc.), Schwäche oder wider natürliches Aufgewecktsein des Verstandes, Sinnesstörungen (Ohren sausen, Flimmern oder Flockensehen vor den Augen, Schwindel, Licht scheu rc.), Ohnmächten, eigentümliche Eßgelüste (nach Kaffeebohnen, Blei- und Schieferstiften, Kreide, unreifen Früchten rc.). Die Ursache der Blutarmut liegt in der Regel in dem falschen Verhältnisse zwischen Verbrauch und Ersatz des Blutes. Es kann der Verbrauch widernatürlich gesteigert sein (häufige Blutverluste, massen hafte Ausschwitzung von Blutbestandteilen bei Entzündungen, zu starke oder häufige Absonderung von Drüsensäften (Milch, Samens, über triebene Körper- und Geistesanstrengungen, andauernde niederdrückende Gemütsunruhe, ausartende Leidenschaften, anhaltende Schmerzen und Schlaflosigkeit, zu rasches Wachstum rc.), oder der Ersatz ist wider natürlich verringert (zu wenig oder schlechte oder auch zu reichliche und reizende Nahrung, Störungen im Verdauungs- und Atmungsvorgange). Der Blutarme wird also, um seine Krankheit zu heben, vor allem seinen Ernährungszustand zu verbessern suchen. Dabei soll er aber nicht denken: „Viel hilft viel!" Es ist ganz verkehrt, Blutarme durch viele, kräftige und reizende Speisen (Fleisch, Ei, Fleischbrühe, Wein, starkes Bier rc.) heilen zu wollen; denn dieselben sind für die