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und sofort fühlen wir ein Gefühl der Wärme im Gesicht, und wir erröten je nach der Heftigkeit der Ursache über die Wangen bis in die Haarwurzeln oder über den ganzen Körper. Dies kommt daher, daß durch die Gemütsbewegung die Thätigkeit der Nerven, welche die gewöhnliche mäßige Zusammenziehung der Muskeln verursacht, unterbrochen wurde, die Muskeln infolgedessen erschlaffen und die Gefäße sich plötzlich dehnen und mit dem roten warmen Blute füllen. Andererseits wirkt bei vielen Leuten der Schreck derart, daß durch die starke Reizung der Nerven die Muskeln der Gefäße sich plötzlich zusammenziehen, den Zufluß des Blutes abschneiden und die Haut des Gesichtes blaß und kalt erscheinen lassen. Denselben Nervenreiz kann man Hervorrufen durch die Einwirkung der Wärme und Kälte (Umschläge rc.) auf das Gefäßnetz eines Körperteils. Mitunter sind die Nerven, welche die Wände der Gefäße eines Körperteils regieren (Gefäßnerven, vasomotorische), teilweise gelähmt, und es entsteht dann der Zustand der Blutanhäufung in den übermäßig gedehnten Gefäßen, den man Entzündung nennt. 3. Wir fühlen, wie das Blut durch unseren Körper h'trömt; denn es erwärmt denselben, und im Anfänge seines Lanscs schlägt der Blntstrom so an die Wände der Pnlsadern a», daß wir diesen Pulsschlag auch äußerlich zu fühlen vermögen. Die Oberaufsicht über den Kreislauf des Blutes führen die Gcfätzncrven. L. Die Lymphgefäße. 1. In allen Teilen unseres Körpers, mit Ausnahme des Gehirns, des Rückenmarkes, des Augapfels, der Knorpel und Sehnen finden wir noch eine Gattung Haargefäße, welche kein Blut, sondern nur eine wässerige, Helle Flüssigkeit (für solche Flüssigkeiten gebrauchte man früher den Namen Lymphe) den Blutadern zuführen. Ihre Anfänge kennt man nicht genügend; doch ist soviel sicher, daß sie ohne Ver bindung mit den Haargefäßen des Blutes sind und (das ist auch ihr Unterschied von diesen) daß keine großen Gefäße vorhanden sind, welche ihnen irgend etwas zuführen. Sie beginnen unmittelbar in den Geweben, und die Flüssigkeit, welche sie enthalten, müssen sie darum auch daselbst aufnehmen. Man könnte sie in ihren Anfängen gewissermaßen mit Drainierröhren vergleichen, welche die zwischen den Grundbestandteilen der Gewebe vorhandenen Flüssigkeiten wegführen. Diese Flüssigkeiten bestehen teils aus den nicht zur Ernährung ver wendeten Teilen der aus den Bluthaargefäßen abgegebenen Ernährungs flüssigkeit, teils aber auch aus zersetzten Gewebeteilen, welche sich diesen beimengen. Diese Gefäße dienen also vorzugsweise (und jeden falls mehr als die Haargefäße, die ja auch verbrauchte Stoffe weg führen) zur Aufsaugung. Man nennt sie darum jedenfalls richtiger Sauggefäße. Der Bau der stärkeren unter ihnen stimmt mit dem