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Slv. Es ist noch auf eine schon beiläufig erwähnte Eigentümlichkeit in der Anordnung der Blutadern aufmerksam zu machen, welche zu dem Gesetze des ge meinsamen Verlaufs der Puls- und Blutadern nicht ganz zu passen scheint. Es verlaufen nämlich allerdings die Blut- mit ihnen entsprechenden Pulsadern; aber wir finden auch noch reichliche Venennetze, zu denen die Pulsadern in unmittelbarer Nähe fehlen. Es sind dies die großen Blutadernetze, welche unter der Oberhaut unseres Körpers liegen und als die bekannten blauen Adern durch dieselbe hindurch schimmern- Diese Netze stehen mit den tieferen, die Arterien begleitenden und dem Muskeldrucke unmittelbar ausgesetzten Blutadern in vielfacher Verbindung und sind dazu bestimnit, dem rückfließeuden Blute auch dann noch eine Bahn offen zu halten, wenn in den tiefer liegenden Venen die Blutströmung durch stärkere Muskel zusammenziehungen zeitweilig eine Störung erfährt. Man sieht darum bei starker Thätigkeit der Arme die Hautvenen derselben anschwellen. 2. Die Blutadern führen das durch Aufnahme der abgenutzten Stoffe dunkclrot gefärbte Blut in die rechte Vorkammer des Herzens. Der Weg desselben aus der linken Herzkammer in den ganzen Körper und ans dem selben zurück i» die rechte Vorkammer heißt die Körperblutbahn oder auch der große Kreislauf. 3. Da die Kraft, welche das Blut in dieser Bahn in Bewegung setzt, in der Hauptsache durch die regelmäßigen Zusammenziehungen unseres Herzens hervorgebracht wird, so ist klar, daß die Geschwindig keit der Blutbewegung in der großen Körperschlagader am größten sein und, wie oben des weiteren nachgewiesen wurde, nach den Haar gefäßen hin nach und nach abnehmen muß. Wir fühlen das Blut dabei durch unseren Körper strömen; denn davon giebt schon seine Wärme in den einzelnen Körperteilen Kunde, und in der ersten Hälfte seiner Bahn schlägt es außerdem an die Wände der größeren Puls adern merklich an. Wir können sogar an manchen Stellen des Körpers diesen Pulsschlag auch äußerlich fühlen (siehe oben!). Wie die Be schaffenheit der Puls- und Blutadern im allgemeinen der Blut bewegung förderlich ist (Zusammensetzung der Wände, Taschen), wie der Muskeldruck auf die Blutadern einwirkt rc., sahen wir ebenfalls früher. In noch stärkerem Maße beeinflussen aber besondere Nerven insbesondere die kleinen Gefäße. In den Wänden der letzteren überwiegt das Muskelgewebe das elastische. Nun besitzen aber, wie wir wissen, die Muskelfasern die Fähigkeit, sich zusammenzuziehen, und wenn sie das thun, verengern sie natürlich den Durchmesser der Gefäße. Diese Verengerung kann in einzelnen Fällen so weit gehen, daß sie, die an und für sich schon nicht weit sind, für den Blutstrom ganz versperrt werden. Der Grad der Zusammenziehung dieser Muskelfasern der feineren Puls- und Blutadern wird, wie derjenige aller Muskeln, durch besondere Nerven geregelt. Dadurch erlangen diese Nerven insoweit gewisserniaßen die Oberaufsicht über den Kreis lauf, daß, wenngleich die Kraft des Herzens und die allgemeine Be schaffenheit der Gefäße sich gleich bleiben, doch der Stand des Stromes an den verschiedenen Punkten sehr verschieden fein kann. So ergreift irgend eine Gemütsbewegung (angenehm oder peinlich) unseren Geist,