Volltext Seite (XML)
messer dieser Maschen (die Zwischenräume zwischen den Haargefäßen) sind manchmal kaum weiter als derjenige eines Gefäßes, zuweilen auch mehrere Male so weit. Ein Stich mit einer Nadel, sei sie auch noch so fein, verletzt immer Haargefäße, und es blutet. Nie endet ein Haar gefäß blind; in den Tast- und Geschmackswärzchen, den Zotten des Dünn darmes gehen die Haargefäße durch schlingenförmige Umbiegung aus den Puls- in die Blutadern über. Die Weite der Haargefäße schwankt zwischen 0,007 und 0,014 mm Durchmesser (die weitesten findet man im Knochen marke und die feinsten in der Muskel- und Nervenmasse), und die feinsten haben so dünne und durchsichtige Wände, daß sie im lebenden Körper nur durch das Blut, welches sie enthalten, sichtbar werden (siehe auch die Vorbemerkung!). Eine genauere Untersuchung lehrt, daß ihre zarte Haut aus einzelnen, mit einander verklebten Zellen zusammengesetzt ist. 1. Dir Sliargrflißr bilden so feine n»d dichte Netze, daß schon ein Nadelstich in den Körper ein solches verletzt und zum Bluten bringt. 2. Da die Haargefäße so fein und ihre Wände so außerordent lich dünn sind, so kann in ihnen das Blut in möglichst feiner Ver teilung, durch unendlich dünne Wände, mit Leichtigkeit seine Stoffe mit den Stoffen der Umgebung austauschen. Am einfachsten ist dieses Verhältnis an denjenigen Haargefäßen zu erkennen, welche in der Masse der Gewebe liegen; denn aus diesen treten Blutbestandteile heraus, welche der Ernährung dienen, und es treten solche Stoffe in dieselben hinein, welche als Zersetzungs- oder Abgangscrzeugnisse an zusehen sind. Da nun Öffnungen nicht vorhanden sind, so müssen die aus- und eindringenden Stoffe flüssig (Eiweiß, Fett, Zucker, Salze, Wasser rc.) oder luftförmig (Sauerstoff, Kohlensäure rc.) sein. Die oberflächlich lagernden Haargefäße sind ihrer Lage nach imstande, Stoffe nach außen abzugeben oder von daher aufzunehmen und dadurch den Verkehr des Blutes mit der Außenwelt zu vermitteln. Einen solchen Verkehr, bei welchem Abgabe und Aufnahme in ziemlich gleichem Verhältnisse stehen, finden wir in den Atmungswerkzeugen. In ihnen treten die eingeatmete Luft und die die Lungenbläschen umgebenden Haargefäße in ähnliche Beziehungen zu einander, wie die in Geweben verteilten Haargefäße zu der Masse. In der Regel erscheint uns die Thätigkeit der oberflächlich gelegenen Haargefäße mehr einseitig, ab gebend. Es ist aber unzweifelhaft, daß sie ebenfalls aufsaugend wirken können, wenn nur die Flüssigkeit durch Tränkung (Imbibition) der Gewebe bis zu ihnen gelangen kann. Die aufsaugende Thätig keit ist vorzugsweise einem besonderen Teile des Gefäßsystems, den Lymphgefäßen (siehe Verdauung und später!) zugewiesen, und deswegen erscheint uns die aufsaugende Thätigkeit der Haargefäße immer mehr als etwas für sie Nebensächliches. Dagegen erlangt die einseitige Abgabe von feiten oberflächlich liegender Haargefäße (die Sekretion),