Durchmessers der Zweige ist größer als der Durchmesser des Stammes. Endlich werden die Arterien so schwach, daß sie nur durch das Mikroskop Wahrzunehmen sind und sich nicht mehr von den Haargefäßen unter scheiden. Aber trotzdem vermögen die Verzweigungen in ihrer Ge samtheit viel mehr Blut aufzunehmen als die Stämme; also die Aufnahmefähigkeit des Pulsadernetzes (die Weite der Blutbahn) nimmt bei allen Menschen und Tieren gegen die Haargefäße beständig zu. Da nun die Blutadern rückwärts ein gleiches Bild zeigen, so wird der Ausspruch jener Physiologen verständlich, welche das Puls- und Blutadersystem in Hinsicht auf ihre Aufnahmefähigkeit mit zwei Kegeln vergleichen, deren Spitzen im Herzen liegen und deren Grundflächen in den Haargefäßen zusammenstoßen. Dies kann nicht ohne Einfluß auf die Blutbewegung sein. — Die Kraft, welche das Blut in Bewegung setzt, liegt (wenn wir von den anderen sehr geringfügigen Behältern absehen) in den rhythmischen Zusammenziehungen des Herzens. Darum muß die Geschwindigkeit der Blutbewegung in der Aorta am größten sein und nach den Haar gefäßen hin nach und nach abnehmen. Denn weil mit jeder Teilung der Pulsadern der Querschnitt des Strombettes, durch welches das Blut fließt, zunimmt und die Weite der Haargefäße, alle Seite an Seite neben einander gelegt, die der großen Körperschlagader um vieles übertrifft, so muß z. B. ein einzelnes Blutkörperchen, welches durch die Kraft des Herzens in Bewegung gesetzt und darin erhalten wird, in dem Maße als es von der Aorta in die kleineren Schlag adern gelangt, immer langsamer sich bewegen und zuletzt in den Haar gefäßen am langsamsten fließen. Es ist nicht etwa die größere Reibung in den Haargefäßen, welche die geringere Geschwindigkeit der Strömung in denselben bewirkt; denn der Widerstand, welchen diese Reibung hervorbringt, macht sich bereits in der Körperschlagader geltend. Hier schon wirkt der ge samte Widerstand des ganzen Arteriensystems auf die Blutbewegung ein, und das Blut kommt auch hier schon nur dadurch vorwärts, daß dieser gesamte Widerstand von der Muskelkraft des Herzens über wunden wird. Die Bewegung wird vielmehr nur deshalb nach und nach langsamer, weil das durch eine und dieselbe Kraft in Bewegung gesetzte Blut in immer weitere und weitere Bahnen gelangt. In den Haargefäßen ist deshalb die Bewegung des Blutes am lang samsten. Wenn dann das Blut in den.Blutadern wieder in engere Bahnen gelangt (denn der Querschnitt der größeren Blutadern ist kleiner, als die Summe der Querschnitte der kleineren), so wird auch die Geschwindig keit der Strömung aus denselben Gründen wieder größer. Die Sache verhält sich ähnlich wie bei einem Strome, der sich zu einem See erweitert und dann wieder zum Strome zusammenzieht; da ist auch die Geschwindigkeit des Wassers im See geringer als im Strombette.