150 6. Pflanzenkunde. Beobachtungen für Zschopau: Die ersten Blüten erschienen an sonnigen Nachdem das erste Laub aus ¬ geschützten Stellen: gebrochen war: 1883: den 21. Mai am 17. Mai 1884: „ 15.—20. „ „ 11- „ 1885: „ 5. „ „ 29. April 1886: „ 14. „ „ 3. Mai 1887: „ 25. „ » 10- » Jede ausschlagende Eiche sieht nicht gerade schön aus; denn die jungen zarten Blättchen haben eine bräunlich gelbgrüne Farbe (moos grün). Die Knospenentfaltung geht ziemlich langsam vor sich, und es überzieht nur langsam ein dünner braungrüner Schleier die dunkle, starre Winterform des Baumes oder Strauches. Wenige Tage nach den Blättern kommen die unscheinbaren Blüten zum Vorscheine. Die selben sind getrenntgeschlechtig; es enthalten also die einen nur Staub-, die anderen aber nur Fruchtblüten, und zwar kommen die Fruchtblüten aus den Spitzen der jungen Triebe, während die Staubblüten aus besonderen Knospen der jährigen Triebe hervor treten. Die Staubblüten bilden herabhängende, dünne Träubchen (Kätzchen), ähnlich den Blütenträubchen des Johannisbeerstrauches. Eine jede von den an der Spindel des Kätzchens stehenden einzelnen Blüten wird von einem 5—8teiligen grünlichgelben Kelche umschlossen und enthält meist ebensoviele kurzgestielte Staubgefäße. Die Frucht blüten sitzen an den Spitzen der jungen Triebe einzeln oder gehäuft in den Achseln der obersten Blätter, umgeben von kleinen fast haar förmigen Deckblättern, aus denen sie, zu zwei oder drei an längeren Stielen (Stieleiche!) sitzend, hervorragen. Jede einzelne Blüte hat ungefähr die Größe eines Hirsekorns und eine rötliche Spitze (die Griffel). Sie ist von einer kelchartigen Hülle (kleinen verschieden geformten Deckblättern) umgeben. Diese überzieht den Fruchtknoten und um- giebt oberhalb desselben die Griffel als ein gezähnter oder gespal tener Saum; sie bildet später den Fruchtbecher. Da die Frucht- über den Staubblüten stehen, so ist eine Selbstbefruchtung sehr er schwert, wenn nicht unmöglich; auch durch die Insekten wird sie nicht ausgeführt; denn die Blüten entbehren der auffallenden, anlockenden Färbung, des Duftes und Honigs. Also muß die Bestäubung durch den Wind geschehen. Der Stamm und die Äste des Baumes sind aber sehr starr, die Zweige dafür beweglich, die Staubkätzchen aber ganz locker, hängend und darum leicht beweglich. Der Blütenstaub ist ebenfalls leicht und trocken und die Fruchtblüten dem Winde aus gesetzt; denn das Laub des Baumes ist zur Blütezeit noch lange nicht vollständig entwickelt (Windblütler). Nach der Bestäubung fallen die Staubkätzchen ab und liegen dann in unzähliger Menge unter alten Eichen am Boden oder bleiben auf den unter diesen wachsenden