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mit dem Unterschiede, daß diese in einer Ausstülpung des alten Haar balges beginnt. Die Neubildung des Ersatzhaares geschieht schon so zeitig vor dem Abwerfen des alten Haares, daß beide oft neben einander in demselben Haarbalge gefunden werden und aus seiner Mündung hervorstehen. Das Haar ist sehr biegsam, dabei elastisch und fest; es nimmt, wie es auch immer gebogen wird, seine ursprüngliche Rich tung leicht wieder ein. Ein starkes Kopfhaar trägt ein Gewicht von 45—75 8", ohne zu zerreißen, und läßt sich, bevor es entzwei geht, um ein Drittel seiner Länge ausdehnen. Trockene Haare werden durch Reiben elektrisch und können selbst Funken sprühen, was von Katzen und Rappen vielfach bekannt geworden ist, und die Entwickelung von Elektrizität im Harzkuchen, der mit einem Fuchsschwänze gepeitscht wird, gehört auch hierher. Da sie sehr empfindlich gegen Feuch tigkeit (hygroskopisch) sind, so wurden sie zu Feuchtigkeitsmessern (Hygrometern) benutzt. (Saussures Haarhygrometer (1783) besteht aus einem oben befestigten Menschenhaare, das unten um eine leicht drehbare Rolle geschlungen und durch ein kleines Gewicht gespannt ist, wodurch es die Rolle und einen mit ihr verbundenen Skalenzeiger dreht.) Das fette Öl, welches die Haare von den Talgdrüsen er halten (vielgebrauchte Haarbürsten und Kämme sind deshalb immer fettig, und kein Teil der Wäsche wird so schnell schmutzig, wie die Nachtmützen) und welches ihnen Glanz und Geschmeidigkeit giebt, be einträchtigt ihre Empfänglichkeit gegen Feuchtigkeitsänderungen und muß durch Kochen in Lauge oder durch Äther entfernt werden, wenn man ein Haar als Hygrometer verwenden will. Das Haar wider steht, wie alle Horngebilde der Haut, der Fäulnis außerordentlich lange, löst sich aber im Papinianischen Topfe, schmilzt beim Erhitzen, verbrennt mit Horngeruch und hinterläßt eine Asche, welche Eisen- und Manganoxyd, Kresol- und Kalksalze enthält. Die Farbe des Haares durchläuft alle Schattierungen von schneeweiß bis pechschwarz. Sie steht mit der Farbe der Haut in einem gewissen Zusammenhänge und erhält bei einem Säugetiere, dem Kap'schen oder Goldmaulwurfe (Ollrz-'soeklöris oLpSnsm 1^.), einen metallischen Schimmer. Bei Kakerlaken erscheinen die Haare gelblich weiß. Rote Haare enthalten mehr Schwefel als andere und ändern deshalb ihre Farbe durch Bleisalben, selbst durch den Gebrauch bleierner Kämme, welche vermeintliche Verschönerungsmittel übrigens schädlich wirken. Die Haare geben zunächst einer den äußeren Einwirkungen (Wärme, Kälte, Nässe, Licht (Augenwimpern), Elektrizität) zugänglichen Körperfläche Schutz und natürliches Kleid. Als Schutzmittel können sie besonders bei Tieren gelten, deren obere Körperseite in der Regel stärker behaart ist als die untere. Der Nutzen der Borsten- und Wollhaare ist nicht zu verkennen. Die Spürhaare sind Tastwerkzeuge,