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81 Manne Geschaffene und Erworbene kundig zu erhalten, zu verwenden und auszugcstalten. Nun geschah es, daß auch Frauen — Lehrerinnen — in die Beratungen der Männer eingriffen. Frl. Auguste Weyrowitz aus Berlin, Frl. Isabella Santy aus Wien sprachen und stellten Thesen aus — wie Männer; vr. Po lack, Oberlehrer Stojanovic aus Semlin, Toselowsky-Berlin, Janson-Bremen, Heinrich, Heller-Wien brachten Ergänzungen bei; die Frauenfrage wurde natürlich nicht gelost. Aus den vielen angenommenen Thesen und Anträgen seien als die wichtigsten die des Referenten festgehalten: 1. Die Schule soll die verderblichen Einflüsse auf Charakter und Sittlichkeit, welche die jetzigen gesellschaftlichen Zustände auf die Familie üben, mit Energie bekämpfen. 2. Die weibliche Bildung, wie sie jetzt in den höheren Schichten der Gesellschaft herrscht, namentlich in vielen Schulen angestrebt wird, genügt nicht. Mit einer erhebenden Schlußrede des Präsidenten, dessen Sicherheit und Gewandtheit in Leitung großer Massen sich abermals glänzend bekun dete, schloß die 19. allgemeine deutsche Lehrerversammlung. Neben den drei Hauptversammlungen tagten auch in Wien verschie dene Nebcnversammlungcn: für Naturwissenschaften, Kindergärten, Ste nographie, Elementarunterricht rc., außerdem hielten cisleithanische Lehrer, dann die anwesenden Taubstummen-, Blinden- und Jdiotenlehrer, ferner die zahlreichen Lehrerinnen und Erzieherinnen besondere Versammlungen ab. Die Lehrmittelausstellung war sowohl vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, als auch nach praktischen und ästhetischen Rücksichten aller Anerkennung wert. 12 Ministerien und Regierungen, 37 Städte, Magistrate und Ge meinden und 35 Vereine hatten Abgeordnete gesendet, bezw. mit Reise stipendien versehen. Während einer unentgeltlichen Festvorstellung wurde das Präsidium von dem Haushofmeister Fürsten Hohenlohe in der kaiserlichen Loge empfangen. Die liebenswürdige Aufnahme hat hohe Freude und dankbare Erinnerung in den Gemütern zurückgelaffen. 2«. Im Jahre 1871 fiel die allgemeine deutsche Lehrerversammlung des Krieges wegen aus; zum 20. Male tagte sie und zwar vom 20.—23. des schönen Wonnemonats in der freien, deutschen Reichsstadt Hamburfl. 5100 Schulmänner — mit dieser Präsenzziffcr war der Höhepunkt erreicht — hatten sich eingefundcn. Dem Präsidium gehörten an: Schuldirektor Th. Hoffmann-Ham burg, Schuldirektor Berthelt-Dresden, Seminardirektor Kehr-Gotha. Begrüßung des Senats durch Senator vr. Versmann. (Borversamm lung: Schuldirektor Th. Hoffmann.) Den ersten Vortrag hielt vr. W. Lange, welcher sich das Thema gewählt hatte: „Die deutsche National - Volksschule." Die im Wcinlcin, Geschichte d. allg. dtsch. Lehrerversammlung. 6