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— 77 — Volkes. 6. Das Korrektiv in Schulsachen ist die unbedingte Öffent lichkeit. Am zweiten Tage sprach vr. Wilh. Lange über „die Schule im Lichte des erziehlichen Prinzips". Der geistvolle Redner führte aus, daß das erziehliche Prinzip eine allgemeine Schule verlange, in welcher jeder nach seinen Anlagen zu lernen Gelegenheit hat. Dieses ist die Ele mentarschule und höhere Volksschule. Auf diese erst folgt eine Schule, die sich in wissenschaftliche und technische Anstalten gliedert. Gegen Vorschulen! Pädagogischer Religionsunterricht! An der Diskussion nahmen teil: Reichert-Berlin, Hildebrandt (bringt die Versammlung abermals in große Aufregung; er betet, fleht den heiligen Geist um Stärkung an, damit er von dem lebendigen Gott des ewigen Lebens zeugen könne! re.), Petsch, Seyffarth. Der Antrag Petsch wurde angenommen: „Die allgemeine deutsche Lehrerversammlung hält die gegenwärtige Einrichtung, nach welcher einzelnen Schulen das Recht erteilt wird, ihre Schüler mit dem Zeugnisse der Reife für den einjährigen Militärdienst zu entlassen, für unzweckmäßig." Das zweite Thema war: „Die Bedeutung des Lesebuches in den deutschen Volksschulen." Referent Lüben machte zunächst Front gegen die Lesebücher, welche sich als Hilfsbüchcr für den realistischen Unterricht ausweisen, und zeigte dann, daß das Lesebuch einen idealeren Standpunkt einzunehmen und in erster Linie die besten Produkte der schönen deutschen Litteratur darzubicten habe, den jedesmaligen Bildungsstufen entsprechend. Bei Einführung der Lesebücher müsse den Lehrern und den Gemeinden die Hauptstimme zukommen, einseitiges Vorgehen der Regierung hemme die Weiterentwicklung der Lesebuchlitteratur. Zu diesem Thema sprachen noch: Hölscher, Keferstein, Schuldirektor Heinrich-Prag, Schuldirektor Kremer-Marburg, vr. Benfey, Pösche, Toselowsky und Pctsch- Berlin und — Hildebrandt, der der Regierung das Recht wahren zu müssen glaubte, „zu beaufsichtigen, zu verfügen, einzuführen, zu regeln, auch zu maßregeln". (Sturm.) „Die Bibel ist das einzige Lesebuch der Schule und des Volks." Den einzigen und letzten Vortrag in der dritten Hauptversammlung hielt Tiedemann-Hamburg über „Arbeit und Kapital". Die Reso lutionen desselben: 1. Die Schnlc hat die Verpflichtung, die Schüler auch für das Praktische Leben vorzubilden. 2. Deshalb muß sie das Notwen digste, der Fassungskraft der Schüler Entsprechende aus der menschlichen Wirtschaftslehre in den Schulunterricht aufnehmen — werden angenommen, nachdem Noack-Bcrlin, Schütz-Magdeburg, Auerbach-Berlin, Kefer stein-Jena, Greis-Neuwied, Toselowsky-Berlin und Horn-? ihre Mei nungen zu dem Thema ausgesprochen hatten. Nachdem eine Anzahl Begrüßungen eigens beauftragter Schulmänner (Bvhnsch-Pest, He iß-Augsburg, Illing-München, Thiel-Breslau, Bouffier-Wiesbaden, Heinrich-Prag, Pfeiffer-Augsburg) und Zu schriften aus Frankreich und vom deutschen Schriftstellertag in Weimar entgegengenommen worden waren, richtete der Vorsitzende das Schlußwort