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„Ew. Majestät, dem hohen Schirmherrn Deutschlands, sendet in tiefster Ehrfurcht mit dem Dank für huldreichst gewährte Aufnahme die Segens wünsche ihrer aus allen Teilen Deutschlands versammelten Mitglieder und zahlreicher Bürger der mit Ew. Majestät Staate jetzt verbundenen Stadt Hildesheim die 16. allgemeine deutsche Lehrerversammlung. Th. Hoffmann, Präsident; Boysen, Bürgermeister." Die tags darauf eingelaufene Ant wort lautete: „Der König von Preußen an Präsident Th. Hoffmann in Hildesheim. Der 16. Lehrervcrsammlung sage ich meinen besten Dank für ihren patriotischen Gruß. Wilhelm." 17. Wie oben ersichtlich sollte schon die dritte allgemeine deutsche Lehrer versammlung in Kassel stattfinden; aber erst 18 Jahre später, vom 4. bis 6. Juni 1868, nachdem Kurhessen eine preußische Provinz geworden, war es der 17. allgemeinen deutschen Lehrerversammlung vergönnt, im freundlichen Kassel ihre Beratungen zu pflegen. Die Zahl der Besucher betrug weit über 1900; unter diesen waren 2 aus Rußland, 1 aus Schweden, 1 aus der Schweiz und 1 (Schulinspektor Jost, Vertreter des französischen Unter richtsministers Duruy, s. xuK. 25) aus Frankreich. Die Hauptversammlungen fanden in einem wenig geeigneten Lokale, im Orangeriesaale statt, nachdem die Erlaubnis zur Benützung einer Kirche von dem Oberkonsistorium beharrlich verweigert worden war. (Der Be schluß des Kasseler Oberkirchenrats wurde zwar vom Kultusminister kurz vor Beginn der Versammlung aufgehoben; um aber die Gereiztheit derer, die sich in der Weigerung ein bleibendes Denkmal ihrer Anschauungsweise gesetzt haben, nicht zu erhöhen, stand der vorbereitende Ausschuß im Ein vernehmen mit dem Lokalausschuß von Benützung eines Gotteshauses ab.) Präsidium: Hoffmann, Berthelt, Schulinspektor vr. Denhard- Kasscl. Begrüßung durch Denhard und Oberbürgermeister Nebelthau-Kasiel. Aus dem reichen Programm, welches 23 Vorträge verzeichnete, wurden sieben Themata gewählt, von welchen jedoch nur vier zur Verhandlung ge langen konnten. Den Einleitungsvortrag hielt Tiedemann-Hamburg über das Diesterwcgsche Wort: „Lebe im Ganzen!" Referent legte dar, wie Leben nicht bloß Dasein bedeute; lebe, d. h. sei selbstthätig, sei ein denkender Mensch; im Ganzen, d. h. sei nicht bloß durch Geburt und Herkommen, sondern mit Bewußtsein und Überzeugung ein Glied der Menschheit, die das größte Ganze ist. Christus solle man es gleich thun; dazu gehöre Verständnis der Zwecke, Hingebung an dieselben und Selbstbewußtsein. Hierauf folgte Vortrag und Beratung über das Hauptthema des Tages: „Die Schulsynoden", zu welchem der Referent Th. Hoffmann zwölf Thesen gestellt hatte, von denen jedoch nur These 1, welche lautete: „Die Anordnung und regelmäßige Berufung der Schulsynoden