Volltext Seite (XML)
65 (s. auch xax. 68) verdient besonderer Erwähnung. Hier durfte unbean standet die schwarz-rot-gclbe Fahne vom Kirchtum herab die Gäste begrüßen, denn die drei Farben speziell sind die reußischen und schwarzgelb die der Stadt Gera. Die Stürme hatten über Nacht manche Flaggen zerrissen, aber sofort waren sie durch neue ersetzt worden und gaben Anlaß zu heitersten Trinksprüchen. 14. Die 14. allgemeine deutsche Lehrerversammlung wurde vom 26. bis 28. Mai 1863 zu Mannheim abgehalten. Im vollen Sinne des Worts war eigentlich diese die erste allgemeine deutsche Lehrerversammlung, denn aus allen deutschen Staaten, dann aus Frankreich, Holland, der Schweiz und Rußland fanden sich Schulmänner (2873) ein, weil nirgends mehr ein Verbot des Besuchs der selben existierte. Der großen Zahl der Teilnehmer entsprach die große Zahl der angemeldeten Vorträge: nicht weniger als 27 deutsche Schul männer hatten Referate in Aussicht gestellt. Versammlungslokal: Die Trinitatiskirche. Begrüßung durch Achenbach, ersten Bürgermeister von Mannheim, Stadtpfarrer Schellenberg-Mannheim und Direktor Scholz-Breslau. Präsidium: Oberlehrer Hoffmann-Hamburg, Schuldirektor Ber- thelt Dresden und Prof. vr. Schröder-Mannheim. Die Reihe der Referate eröffnete der Schulrat und Scminardirektor vr. Karl Schmidt aus Gotha über die Frage: „Was hat die Schule zur Erweckung und zur Pflege der Vaterlandsliebe zu thun?" Er antwortete: Sie hat deutsche Freiheit, deutsche Wahrheitsliebe, deutsche Ge wissenhaftigkeit, deutsche Treue, deutsches Wort und deutschen Fleiß in den Herzen ihrer Schüler zu beleben; muß also 1. ihren Schülern ein Vorbild echter Vaterlandsliebe in dem Lehrer vorstellen; 2. die Großthatcn der deutschen Nation in Schulfesten feiern; 3. den Turnplatz mit seinen Spielen als Übergang zum großen Volksleben und damit als den Staat der Kinder betrachten; 4. den Gesang nationaler Lieder kultivieren; 5. in der Jugend das Bewußtsein wecken, daß sie einem schönen Lande und einem großen Volke angehört; 6. ihre Schüler in die ewigen Wahrheiten der Religion einführen. An diesen Vortrag schloß sich unmittelbar an der des Lehrers Rittinghaus ans Lndvrf in Rheinpreußen: „Deutsches Volk, deutsche Schulen, deutsche Lehrer." Redner zeigte, wie durch die ganze Ge schichte ein Zug der Einigung gehe, dieser aber das Konfessionelle in der Religion hemmend entgegenstehe. Toleranz, Duldung Andersdenkender auf religiösem Gebiete müsse als Ziel gelten. Diese Ansicht des Redners wurde durch zustimmende Worte von Pfarrer vr. Ri ecke aus Neuffen, Realschuldirektor vr. Stern aus Frankfurt a. M., Direktor Janson aus Bremen und Rektor Zschetzsche aus Zürich verstärkt. Als drittes Thema wurde behandelt: „Die Volksschule als Denkschule." Res. vr. Riccke, Weinlein, Geschichte d. allg. dtsch. Lchrerversammlung. 5