Volltext Seite (XML)
.(7' ^7 - —- - . — 62 — Gelegentlich eines letzten Zusammenseins von etwa 50 Mitgliedern gedachte Geheimrat Bierthaler des damals unbekannten Schicksals des berühmten Afrikareisenden vr. Ed. Vogel f; denn der um seinen Sohn tiefbekümmerte Vater, Schuldirektor Vogel aus Leipzig, saß an seiner Seite. Es war der Moment, wo man hoffte, dem Baron von Heuglin und seinen Ge fährten werde es gelingen, den verschollenen Reisenden (er war freilich bereits im Februar 1857 ermordet worden) in sein Vaterland zurückzuführen. — „Ein frischer Geist der Strebsamkeit und der Liebe zu Amt und Pflicht durchwehte die ganze Versammlung," heißt es in einem damaligen Bericht. 13. Die 13. allgemeine deutsche Lehrerversammlung tagte vom 10. bis 12. Juni 1862 in der freundlichen Reußenstadt G era. Die Beteiligung war eine hocherfreuliche. Unter den 813 Teilnehmern waren nicht nur die verschiedenen Abstufungen der Schulen, sondern auch fast alle deutschen (Österreich hatte nicht nur wie bisher seit der Gothaer Versammlung Einen Vertreter, Joseph Kaiser gesandt, sondern auch vier jüngere Kollegen) und einige außerdeutsche Staaten (Griechenland 1, Hol land 1, Rußland und Finnland 7) vertreten. Begrüßung durch Oberbürgermeister Fürbringer von Gera, den greisen Öberschulrat vr. Herzog, der Staat, Vaterland, Humanität und Christentum als die vier Grundpfeiler benannte, auf denen alle Schulen ruhen müßten, sollten sie ihrem Zwecke genügen, Generalsuperintendent Ur. M. Schulze aus Ohrdruf und (schriftlich) Uno Cygnäus aus Hel- singfors. Das Präsidium bildeten: Oberlehrer Th. Hoffmann-Hamburg, „der treue Vater der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung", Seminar direktor Lüben-Bremen und Seminardirektor Scholz-Breslau. Das erste Verhandlungsthema lautete: ,,Die Grundsätze, von denen man bei Entwerfung eines Lehrplans ausgehen muß." Referent Lüben behandelte das Was? und Wie? des Lehrplans. In der Debatte warnte Scholz vor Überfütterung mit religiösem Memorierstoff. Lange, Rittinghaus-Lüdorf, Spengler-Mannheim sprachen ihre Ansichten aus. „Über Charakterbildung" hielt hierauf Prof. vr. Karl Schmidt aus Köthen einen Vortrag. „Unsere Zeit braucht Männer. Was thun wir alles, um unsere Knaben zu entmannen, statt sie zu bemannen!" begann er und forderte im Verlauf seiner Rede von feite des Erziehers in erster Reihe vollste Mannesenergie und Selbstbeherrschung, bei dem Zögling, der „handelt, wie er behandelt wird", Übung der Willenskraft. An der Debatte beteiligten sich: Hofprediger vr. Schweizer, vr. Lange und Buchhändler Hestermann aus Altona. Der Eindruck, den Schmidt machte, war ein tiefergreifender, der dadurch sich kund gab, daß die Versammlung, als Schmidt sie aufforderte, einen Mann zu ehren, der vor gerade 100 Jahren geboren sei, der zur Weckung und Hebung des Nationalgefühls ungemein gewirkt habe und als wahre Charaktergröße