und geistigen Segens werden. — Solche Worte aus solchem Munde in einer Kirche waren von Lehrern noch nie gehört worden. Sie hatten — wie ein Lehrer später schrieb — „etwas Ergreifendes und Erhebendes. Man fühlte sich glücklich, ein Lehrer zu sein." Tiedemann-Hamburg eröffnete die Verhandlungen mit dem Thema: „Was hat die Schule zu thuu, damit die Gesundheit der Schüler nicht leide?" vr. Meier- Lübeck behandelte die Frage: „Worin liegt der Hauptunterschied der Disziplin in Knaben- und Mädchenschulen?" Der Referent be handelte an der Hand von 15 Thesen sein Thema mit vollständiger Gründ lichkeit; als Resultat der Darlegungen wurden folgende Sätze gutgeheißen: 1. Die erziehende (bildende) Wirksamkeit der Schule unterscheidet sich bei Knaben und Mädchen nach der Eigentümlichkeit der Naturanlage und der Bestimmung beider Geschlechter. 2. Demgemäß wird die Disziplin durch die einem jeden der beiden Geschlechter eigentümlichen Vorzüge und Fehler bedingt. 3. Im allgemeinen ist für die Erziehung der Knaben die Macht des Gesetzes, für die Mädchen die Macht der Persönlichkeit wirksam. 4. Daher ist für die Behandlung der Knaben mehr die Durchführung all gemeiner Regeln und Bestimmungen — für die Mädchen die stete Berück sichtigung ihrer Individualität zu empfehlen.. 5. Der Knabe ist mehr für den rechten Gebrauch der Freiheit, das Mädchen mehr für freiwillige Unterordnung unter die Schranke der Sitte zu erziehen. — „Die Not wendigkeit und die Art der Berücksichtigung des landwirtschaft lichen Unterrichts in der Volksschule" lautete das nächste Thema. Der Referent vr. Schulze-Gotha redete der Berücksichtigung der Landwirtschaft im Anschluß an die Realien, an Rechnen und Lesen re. das Wort und meinte, „damit der Lehrer dieser Aufgabe genügen könne, müsse der Semi- uarunterricht nach dem Beispiele süddeutscher Staaten ein anderer werden". (!) Die Teilnahme an landwirtschaftlichen Vereinen, bezw. Gründung solcher Vereine wurde empfohlen. — Das nächste Thema bezog sich auf „die Mittel und Grenzen der nationalen Erziehung." Zehn Thesen des Referenten vr. Stern aus Frankfurt a. M. fanden allgemeinen An klang: 1. Mangel an Nationalgefühl und Nationalstolz, der dem deutschen Volke häufig zum Vorwurf gemacht wird, hat seine Ursache a) in dem Sonderpatriotismus der einzelnen deutschen Stämme und Staaten, und b) in dem Kosmopolitismus, der eine charakteristische Eigenschaft der deutschen Nation bildet und in ihrer geschichtlichen Aufgabe begründet ist. 2. Die Pflege und Förderung des Nationalgefühls soll nicht auf Kosten des historisch begründeten Sonderpatriotismus, sondern auf Grundlage desselben angestrebt werden; nicht zur Unterdrückung des Kosmopolitismus, sondern zur tiefen Begründung desselben führen. 3. Vaterlandsliebe und Nationalgefühl sind verschiedene Elemente der sittlichen Entwicklung. 4. Die sittliche Grundlage für die Erweckung der Vaterlandsliebe ist die Pflege des Heimatsinnes und des Gemeinsinnes in den engeren Kreisen des Lebens. Das Nationalgefühl muß vornehmlich auf sittliches Selbstgefühl und Selbst achtung begründet werden. 5. Die Volksschule hat vor allem für Ent wicklung, Erweckung und Befestigung der Vaterlandsliebe zu wirken; die