Volltext Seite (XML)
53 fühlen, (vr. Riecke.) 10. Die gründliche Ausbildung und Erziehung der Mädchen ist ebenso wichtig als die der Knaben. (Prof. Kleemann.) 11. Die beiden Faktoren der Töchtererziehung sind das Haus und die Schule; daher hat auch die Schule den künftigen Beruf des Mädchens als Hausfrau und Mutter stets im Auge zu behalten. Die Schule kann aber dazu nur durch das Wort vorbereiten; die Vorbereitung durch Übung und schaffende Arbeit gehört in das Haus, zur Mutter oder Stellvertreterin. (Prof. Kleemann.) Eine lebhafte Debatte rief der Antrag dervr. Kühner, Dir. Classen und vr. Stern hervor, den Zweck der Lehrerversammlungen genauer zu bestimmen und selbst ihren Namen (Lehrerversammlung „für Besprechung des Seminar-, Bürger- und Volksschulwesens") schärfer zu fixieren; die Verhandlungen, bei welchen sich insbesondere Tiedemann und vr. Schulze, auch vr. Hirsche der bisherigen Versammlungen warm annahmen, ver anlaßten die Versammlung, nachdem die motivierte Tagesordnung abgelehnt worden war, zur einfachen Tagesordnung überzugehen. Am dritten Tage schilderte Oberlehrer Th. Hoffmann auf Ersuchen eines Frankfurter Bürgers die Kleinkindergärtcn von Hamburg; der Vortrag wurde mit allgemeinem Interesse ausgenommen. Um eine innigere Verbindung von Schule und Haus zu erzielen, wurden eine Anzahl Ver trauensmänner aufgestellt mit der Aufgabe, die Sache litterarisch zu vertreten. vr. Lauckhardt legte „die Bedeutsamkeit des Zeichenunterrichts für das Berufsleben" dar, indem er besonders für das Naturzeichnen nach Dupuis (die Perspektive durch Anschauung) für Volksschulen und Seminare eintrat. Pösche, Heckmann aus Mannheim und Halben- Hamburg teilten in Kürze ihre Ansichten mit. Darauf sprach Oppel aus Frankfurt über „das Maß der häus lichen Arbeiten für die Schüler." Die Nachteile, führte er mit An erkennung aus, überwögen die Vorteile; den Kindern solle für die Zeit, welche sie nicht in der Schule zubringen müssen, die goldne Freiheit nicht genommen werden. Darum: Fort mit den Hausaufgaben! Den letzten Vortrag hielt Stangenberger aus Tultewitz über „die pädagogische Behandlung der Musik und die Pflege des Volks liedes in der Schule." Seine Thesen, welche auf größere Beachtung der Musik und des Volksgesangs und Herstellung einer Sammlung von tüchtigen Volksliedern, welche in allen deutschen Schulen gesungen werden sollten, hinausgingen, fanden keinen Widerspruch. Außer den Hauptversammlungen fanden sowohl in den Morgen-, als auch Abendstunden Besprechungen über verschiedene Gegenstände (Kinder gärten; Takt-, Schön- und Schnellschreibmethode: Heckmann aus Mann heim; Stenographie) statt; verschiedene Schulen wurden besucht; das Spieß'sche Mädchen- und Knabenturnen in der Musterschule fanden die Zuschauer ebenso schön, als lehrreich. „Hätte die neunte allgemeine deutsche Lehrerversammlung auch gar keine wissenschaftlichen Früchte getragen," heißt es in den Gedcnkblättern