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WWWWWWWMWWWPMI! — 40 — — „Zur Beförderung deutscher Nationalerziehung ist der Unterricht in der deutschen Geschichte und deutschen Litteratur wesentlich notwendig." (vr. Schulze.) — „Von der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung wird dem deutschen Lehrerstande die Gründung von Erziehungsvereinen empfohlen, welche die religiös-sittliche und nationale Ausbildung der deut schen Jugend erstreben." (Köhler.) In der dritten und letzten Sitzung kam der naturwissenschaftliche Unterricht zur Besprechung. Benfey-Göttingen stellte über denselben drei Thesen auf. 1. Für den realistischen Unterricht in der Volksschule soll Naturwissenschaft, nicht Geschichte, Fundamentalgegenstand sein. 2. Die Methode darf nicht bloß mitteilender Art sein, sondern muß sich Demon strationen und Experimenten anreihen. 3. Er muß systematisch gegliedert sein und sich für jede Altersstufe an Passende Erfahrungen anreihen. Die Thesen fanden durch Diesterweg in verschiedener Beziehung Widerspruch; Ritter und Hörnig wiesen auf die der Volksschule gegönnte geringere Zeit hin; Köhler bezeichnete Religion und Sprache als die wichtigsten Fächer. Diesterwegs Antrag: „Die vierte allgemeine deutsche Lehrerversammlung erklärt den Unterricht in der Naturkunde für einen wesentlichen Unterrichts gegenstand für jede Schule" wurde hierauf mit großer Majorität an genommen.*) Zum erstenmal wurden in Gotha auch Abendsihungen abgehalten und darin verhandelt: 1. über Bildung von Pestalozzivereinen (Schneider-Waldeck); 2. über den Zschokke-Verein (Griebner-Suhl); 3. über die Gründung von Erziehungsvereinen (Benfey); 4. über eine Statistik der Volksschule (vr. E. Dürre-Weinheim); 5. über Fort bildungsschulen (Behrens-Börßum); 6. über Kindergärten. Fröbel selbst schilderte durch Beispiele den außerordentlichen Einfluß der Kinder gärten auf die weibliche Erziehung und bat die Lehrer, den Geist der Frauenwelt, in dem das Bedürfnis intellektueller Bildung liege, fortzu pflanzen und zu kräftigen. (In dem Kindergarten der Frau Herold leitete Fröbel von 12—2 Uhr am 3. Juni die Spiele der Kinder und gab über die stufenmäßige Anordnung derselben seine Erläuterungen.) An der Debatte beteiligten sich vorzugsweise die Frau Fröbel, Diesterweg, Köhler, Meier aus Lübeck, Behrens und Hörnig. Dem ehrwürdigen Greise, der 19 Tage darauf verstarb, bezeigte die Versammlung mehrmals ihre Hochachtung und ihre Freude über sein Erscheinen. Diese „anima aauäiäa" bedurfte aber auch der Beruhigung und Anerkennung, denn während die Idee der Kindergärten von Jahr zu Jahr mehr Boden gewonnen hatte, erschien zum Erstaunen aller Verehrer derselben im Preußischen Staats anzeiger vom 7. August 1851 folgende Ministerial-Verfügung: „Wie aus der Broschüre: .Hochschule für Mädchen und Kindergärten rc. von Karl Fröbell erhellt, bilden die Kindergärten einen Teil des Fröbelschen soziali stischen Systems, das auf Heranbildung der Jugend zum Atheismus be- *) Während Diesterweg über Naturkunde sprach, erschien Friedrich Fröbel in der Versammlung und wurde mit stürmischem Applaus begrüßt.