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Der Kinderfreund Fr. Fröbel sollte mit seiner „zum System des Sozialismus gehörigen" Kindergartenidee dem Kinde „die Grundsätze des Atheismus" einimpfen wollen. Vilmar in Kurhessen hielt die Versamm lungen für „schlimm" und erklärte die Verhandlungen für „Schwindel". — Nach dem „Hessischen Volksfreund" (vom 1. Juni 1853) waren in Sal zungen einige hundert Revolutionäre beisammen. Die Majorität der An wesenden erklärte sich für die Kindergärten. „Die Kindergartenerziehung, in welcher Form sie auftrete, steht im Dienste der Revolution — und wer ihr Beifall giebt durch Wort oder That, ist selbst ein Revolutionär" hieß es. (Der Name Fröbel hat die Sache der Kindergärten deshalb so schwer entfalten können, weil der politische Ziele des Umsturzes verfolgende Julins Fröbel mit dem Pädagogen Friedrich Fröbel verwechselt wurde.) Zu derselben Zeit hat auch der Lehrerstand, insbesondere der deutsche Bolksschullehrer- stand, schwere Anklagen und erniedrigende Beurteilung selbst von Gelehrten und „Kulturhistorikern" über sich ergehen lassen müssen. (Riehl, „Der deutsche Bauer und der moderne Staat" in „Deutsche Vierteljahrsschrift" 1850 MA. 121 u. ff.; R. v. Mohl, „Politik" Band II, 19 ff., Wolfg. Menzel.) Das Gedeihen der „ungläubigen" allgemeinen deutschen Lehrerversamm lung in den sechziger Jahren veranlaßte die Gegner, dem angeblichen Ver derben, das von jener ausgeht, nicht bloß mit Worten, sondern auch mit Thaten entgegenzuarbeiten. Zu derselben Zeit, als die allgemeine deutsche Lehrerversammlung in Mannheim ihr Panier entfaltete, tagte als Gegenstück eine „christliche" Lehrerversammlung gleichzeitig in Eisenach; vom Gesamtvorstand des evangelischen Schulvereins (Konrektor vr. Kasper in Mühlhausen) waren alle „Freunde des Kreuzes Christi" eingeladen worden. Während dort frei und offen verhandelt und nichts geheim gehal ten wurde (wie ja alle Verhandlungen stenographiert werden), hüllte man sich hier in tiefes Geheimnis. Nach der Mannheimer Versammlung berief Lüben eine Anzahl Freunde und Gesinnungsgenossen nach dem schönen Thüringen, nach Tabarz am Fuße des Jnselsberges, zu einem „Pädagogen-Kongreß". (Es folgten der Einladung: Scholz und Frau, Schulze aus Ohrdruf, Schmidt und Frau und Kehr aus Gotha, Gräfe und Janson aus Bremen, Th. Hoffmann und Tiedemann und beider Frauen aus Hamburg, Meier aus Lübeck. Auch Diesterweg, dann Oberhofprediger vr. Schwarz und General superintendent vr. Petersen aus Gotha nahmen vorübergehend teil.) Die offenen, unumwundenen Äußerungen, namentlich über den Religionsunter richt, wie sie in den „Mitteilungen aus dem Pädagogen-Kongreß von Scholz und Lüben. Leipzig, Brandstetter 1863" formuliert waren, gaben Thilo, dem Nachfolger und Schwiegersohn Diesterwegs, Anlaß, in seiner Zeitschrift sich in wenig würdiger Weise Luft zu machen; Prof. Ziller in Leipzig ging in seinen „Monatsblättcr für wissenschaftliche Pädagogik" so weit, vor dem Besuche der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung zu warnen, damit die Lehrer nicht durch die Tabarzer Gesellschaft verführt würden rc.