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— 19 — Und wenn sie sich alle die Hände reichen, Die ihre Kraft der Menschenbildung ernst geweiht, Dann wird auch mit der Bildung Zauberstabe Der Bann sich lösen, der das Vaterland entzweit. Was nie der Macht des Schwertes wird gelingen, Die Macht der Bildung wird es doch vollbringen! trat sie 1863 zum 15. Male die alljährliche Wanderschaft an. Seit Beginn des ereignisvollen Jahres 1870 erscheint die „All gemeine Deutsche Lehrerzeitung" in dem jetzigen Gewände. Sie konnte sich damals mit Recht das Zeugnis geben, mit allen ihren zu geböte stehen den Mitteln einen besseren Zustand erstrebt zu haben auf einem Wege, der nur zu billigen ist. „Es giebt zwei Wege," schreibt sie bei Beginn ihres 22. Jahreslaufes, „anregend auf die Gemüter zur Umgestaltung unzuträg lich gewordener Zustände einzuwirken. Der eine sucht geflissentlich nach solchen einzelnen Vorkommnissen und hält sie der Öffentlichkeit vor Augen, in welchen die allgemein vorhandenen Mißstände gerade in dem grellsten Lichte sich spiegeln. Der andere scheut das grelle Licht und stellt mit Vor liebe das bald da, bald dort verwirklichte Bessere als Muster zur Nach ahmung und Erfrischung für die nach gleichem Ziele Strebenden auf. Die Deutsche Lehrerzeitung hat sich mehr dem zweiten, als dem ersten Wege, der leicht nach zwei Seiten hin Erbitterung hervorruft und die Leidenschaften anfacht, zugewendet; mindestens ist sie auf diesem nie so weit gegangen, nur nach Mißständen zu suchen, alles Gute zu verkennen und selbst diesem den Stempel der Bemängelung aufzudrücken oder über dem noch nicht erreichten Bessern das Auge vor dem vorhandenen oder erreichbaren Guten zu verschließen. Wohl hat sie an der Arbeit, die Übelstände aufzu decken, die auf der Schule und ihren Lehrern noch lasten, teilnehmen und von dem Drucke reden müssen, der da oder dort besonders hart gefühlt worden ist, allein am entsprechendsten ist es ihrem Charakter gewesen, mit erfreulichen und erhebenden, ermutigenden und begeisternden Mitteilungen ihre Spalten füllen zu können. Wenn es ihr in dieser Beziehung oft mehr an Stoff gefehlt hat, als in jener, so tragen die die Schuld, die den ge rechten Wünschen des Lehrerstandes ihre Ohren verschlossen haben." Seit 1871 wird der Lehrerzeitung der „Anzeiger für die neueste pädagogische Litteratur" beigegeben. Redakteur desselben war bis 1878 G. E. Schott, einer. Direktor in Leipzig; z. Z. redigiert Vicedirektor E. Stötzner in Dresden. Mit Schluß des Jahres 1874 trat Berthelt, zum Bezirksschulinspektor und Schulrat befördert, wegen vermehrter amtlicher Geschäfte nach 25 jäh riger ersprießlicher Mühewaltung von der Redaktion zurück und übergab die Weiterführung den Händen des Bürgerschullehrers, nun Schul direktors, Moritz Kleinert in Dresden, der sich seit 13 Jahren als sein würdiger Nachfolger bewährt hat. Beim Eintritt in das vierte Jahr zehnt gab derselbe das Versprechen: „Wie die .Allgemeine Deutsche Lehrer zeitung' bisher ein treuer Anwalt der Lehrerschaft gewesen ist; wie sie die Interessen und die wohlberechtigten Forderungen derselben nach allen Seiten hin furchtlos vertreten hat, wie sie bisher nicht verfehlte, ihren Mund aufzuthun