Allgemeines. I. Entstehung nnd Entwicklung der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung. Die allgemeine deutsche Lehrerversammlung ist eine wertvolle Errungen schaft des eben so oft hochgepriesenen, als tief geschmähten Jahres 1848; kein Land Europas hat bis jetzt auf pädagogischem Gebiete eine derartige Veranstaltung zur Durchführung idealer Ziele aufzuweisen. Ihre Vorgänger waren Sänger- und Musikfeste, Versammlungen der Germanisten und Ärzte; auch die im Jahre 1845 in Meißen abgehaltene Versammlung deutscher Realschulmänner darf als ein erster freiwilliger, kräftigerer Versuch, die Lehrer sämtlicher Schulen Deutschlands zu ver einigen, betrachtet werden. In den Tagen begeisterter, freiheitlicher Regung des Jahres 1848 einten sich Juristen und Mediziner, Geistliche und Philologen, Chemiker und Techniker, Forst- und Landwirte, die Jünger der Kunst und der Industrie im Interesse und zum Heile ihres Berufes; auch die Lehrer Deutschlands ergriffen das natürlichste und zeitgemäße Mittel zur Ver wirklichung ihrer Wünsche, indem sie zu Konferenzen und Vereinen, frei von aller Bevormundung, zusammentraten und ihre Gedanken einer durch greifenden Umgestaltung der Schulverhältnisse darlegten. Insbesondere waren es die Lehrer der Volksschule, die — lange Jahre unter drückenden Mißständen leidend — ihren herben Schmerzen lauten Ausdruck verliehen und von der so viel verheißenden „hohen konstituierenden Nationalversamm lung" zu Frankfurt a. M. Erlösung von beengenden Fesseln erhofften. Im richtigen Gefühl einer notwendigen Einigung in bezug auf die For derungen begnügte man sich jedoch mit den Bezirks-, Kreis-, Provinzial- und Landesversammlungen nicht; die Lehrer wollten in dem Aufschwung ihrer Begeisterung für Einheit und zeitgemäße ungehemmte Ausbildung für den Beruf auch ihren freien „Nationalverein" und ihre damit zusammen hängende „Nationalversammlung" erlangen. In Norddeutschland entstand ein „norddeutscher", in Mitteldeutschland ein „allgemeiner deutscher Lehrerverein". Die Gründung des letzteren wurde auf der sächsischen zweiten Lehrerversammlung in Dresden auf Anregung mahnender Stimmen aus Preußen, Thüringen, Hannover, Hessen und Württemberg beschlossen; er sollte alle Lehrer und Jugenderzieher aller deutschen Lande umfassen, „ob Ihr dem Kindlein in der Bewahranstalt die ersten Laute seiner Muttersprache lehrt, oder ob Ihr mit Eurem gereiften Jünglinge den Homer und Cicero lest; ob Ihr dem Knaben das ABC aufschließt, oder Weinlcin, Geschichte d. allg. dtsch. Lehrerversammlung. 1