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109 verweilen und auch heute rufen mich wieder dringliche Geschäfte aus Ihrer Mitte. Es freut mich, Ihnen sagen zu können, daß das Vertrauen, das ich gleich anfangs in Sie setzen konnte, vollständig gerechtfertigt worden ist. Sie haben vor Sachsen und Deutschland den Beweis geliefert, daß es dem sächsischen Lehrerstande nicht um Persönlichkeiten, sondern nur um die Sache zu thun ist, und die hochwichtigen Gegenstände Ihrer Beratung mit Ernst und Würde behandelt, wodurch das Gedeihen kommt. Ich würde Ihren Verhandlungen ferner beiwohnen, aber die Pflichten und Geschäfte rufen mich; wie ich auch bedaure, daß ich schon gestern Ihren Nachmittags sitzungen nicht beizuwohnen vermochte. Es bedarf gewiß nicht erst der Versicherung, daß die Schule mir am Herzen liegt. Ich habe es allerdings bis jetzt nicht durch die That beweisen können, die Schuld lag in dem Drange der Zeiten. Aber meinem Herzen wird die Sache der Schule nie fern stehen. Fahren Sie in diesen Beratungen fort und legen Sie die Resultate derselben dem Ministerium vertrauensvoll vor, sie werden ge wissenhaft geprüft und beachtet werden. Wenn ich länger in meinem Amte bleibe, so werde ich mit meinen Kollegen sorgen, die rechten Prin zipien für das Gedeihen der Schule und der Lehrerfreudigkeit zu finden. Ich begrüße Sie nochmals und wünsche Ihnen: Lebewohl!" Präsident Zschetzsche: „Excellenz, nicht allein die Pflicht, sondern auch mein bewegtes Herz drängt mich, jetzt das Wort zu ergreifen, unr vor Ihnen die Gefühle der ganzen Versammlung auszusprechen. Nehmen Sie vor allem den herzlichsten Dank für die Freundlichkeit und Bereitwilligkeit, mit welcher Ew. Excellenz die Sache unserer Versammlung unterstützt und gefördert haben, unfern Dank für die Bewilligung dieses ehrwürdigen Ortes (Stadtwaisenhauskirche), unfern Dank endlich für Ihren uns ehren den Besuch unserer Verhandlungen und die ermutigenden Worte, in welchen Sie die freundlichen Gesinnungen des hohen Ministeriums gegen uns und die Sache, welche wir hier fördern, ausgesprochen haben. Excellenz, es hat nicht an Verdächtigungen gegen uns und das Werk der ganzen Versamm lung gefehlt; man hat unser Thun heimlich und öffentlich als gegen das Gesetz, gegen den Willen der hohen Behörde laufend, ja, ich kann wohl sagen, als revolutionär bezeichnet. Wir haben im Vertrauen auf die hohe Behörde, im Vertrauen auf Ihr Wort »ganz offen und frei, wie es deutschen Männern geziemet, unsere Ansichten auszusprechen, getrost unser Werk angefangen/ Excellenz haben unser Vertrauen belohnt. Die Worte, welche Sie jetzt an die Versammlung gerichtet, haben unser Beginnen als ein gesetzmäßiges gerechtfertigt und werden uns hoffentlich vor ferneren Verdächtigungen schützen. Sie haben uns heute neu ermutigt, Sie haben das Vertrauen, welches der sächsische Lehrerstand seit dem Antritt Ihres wichtigen Amtes in Sie gesetzt hat, heute tief im Herzen aller befestigt. Es ist keiner unter uns, der es sich jetzt nicht zur Ehre rechnete, dem säch sischen Lehrerstande anzugehören und nicht jetzt den festen Entschluß in seiner Brust faßte, alle seine Kräfte der deutschen Volksschule, dem teuern Vaterlandc zu widmen. Möge es durch vereintes Streben gelingen, das hohe Ziel zu erreichen, welches uns allen vorschwebt. — (Zur Versamm-