— 89 — Redakteur Moritz Kleinert-Dresden das Wort. „Die Reform deutscher Rechtschreibung" war sein Thema. Nachdem Referent nachgewiesen hatte, daß eine Reform der Rechtschreibung von dem Gesichtspunkte der Sprach wissenschaft, der Pädagogik, der Volkswirtschaft, der nationalen Einheit des deutschen Volkes und der internationalen Verbreitung der deutschen Sprache aus dringend geboten sei, erklärte er die Orthographie der Berliner Kon ferenz für das deutsche Volk unannehmbar und verlangte eine Schreibung streng nach dem phonetischen Prinzip und Einführung der lateinischen Schrift und des internationalen Gebrauchs der Majuskel, demnach An erkennung der Schreibung des von Herrn Rektor vr. Fricke in Wiesbaden gegründeten „Allgemeinen Vereins zur Einführung einer einfachen deutschen Orthographie". Die 22. allgemeine deutsche Lehrerversammlung solle sich mit der Bitte um Einführung der genannten Orthographie an die deutschen Regierungen wenden. Fast sämtliche Redner, welche zum Thema sprachen (Seminarlehrer Halben-Hamburg, Hauptlchrer und Redakteur Meuser- Mannheim, Heinrich, vr. Meier, Bohm, Gärtner, Pfeiffer), waren von der Notwendigkeit einer Reform der deutschen Schreibung im allge meinen im Kleinertschen Sinne überzeugt, nur glaubten einige es nicht für geraten, über wissenschaftliche Fragen abzustimmen. Schließlich fanden die Anträge Halben (-Bohm-Kleinert): 1. Die allgemeine deutsche Lehrerversammlung begrüßt die Bestrebungen zur Reform der deutschen Rechtschreibung auch im Interesse der Volksschulen mit dankbarer An erkennung. 2. Die Versammlung wünscht, daß — über die Beschlüsse der Berliner Konferenz hinaus — das Phonetische Prinzip in 'der Rechtschrei bung durchgreifend zur Geltung kommt — fast einstimmige Annahme. Die weiteren Verhandlungen dieses Tages betrafen abermals die Stellung der deutschen Lehrerversammlung zum deutschen Lehrerverein, welcher erklärt hatte, keine Stellung zur allgemeinen deut schen Lehrcrversammlung in Fürth nehmen zu wollen. Fast wäre es zum vollständigen Bruch gekommen, wenn nicht Debbe, Halben und Pfeiffer für neue Anknüpfung guter Beziehungen cingetreten wären, infolgedessen von weiteren den deutschen Lehrerverein betreffenden Beschlüssen abgesehen wurde. Noch ein wichtiger Antrag wurde angenommen: Der Ausschuß kooptiert sich selbst nach Ausscheidung derjenigen Mitglieder, welche die letzten zwei Versammlungen nicht besucht haben. Als Referent für den Vortrag des dritten Tages sprach Redakteur Matthes aus Berlin über das Thema: „Die Statistik und die Hebung der Volksschule." In Erkennung der Wichtigkeit der Statistik wünschte Redner, daß der Ausschuß der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung diese Angelegenheit im Verein mit dem Büreau für Statistik betreibe. Seminarlehrer Böhm-Altdorf und vr. Meier sprachen von der Schwie rigkeit statistischer Aufnahmen. Der Antrag Halbeus — unter Ablehnung der vier Thesen des Referenten —: „Die allgemeine deutsche Lehrerver sammlung erklärt eine nach gleichen Grundsätzen und mit gleichen Rubriken entworfene Unterrichtsstatistik für wünschenswert" wird angenommen. Mit einem Schlußworte des Präsidenten, der die Ergebnisse der