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a) Es vermittelt den geistigen Verkehr und die Ver- ständigung (Lesen, Schreiben rc., Verstandesbildung!). d) Wir gelangen so zugleich zum Genüsse des Schönen und Angenehmen (Malerei, Bildhauerei, Schauspiele — ästhetische Bildung!). e) Wir schauen Gott in seinen Werken, in der Natur und im Menschenleben (religiöse Bildung!). 4. Das Auge ist der Spiegel der Seele. 88. „Wenn es die Empfindung ist, wodurch das Auge zum reichen Quell des Schönen für die Seele wird, so ist es die Bewegung, durch die es zum Spiegel des Innern, zum Dolmetscher der Gefühle und Gedanken wird. Schon die äußeren muskelreichen Umgebungen des Auges nehmen daran teil. Die Augenbrauen, gerunzelt oder in die Höhe gezogen, glatt oder gewölbt, das Augenlid, gesenkt oder gehoben, die Augenspalte, weit geöffnet oder verengt, sie rufen eine Mannigfaltigkeit in der Beleuchtung und Beschattung des Auges hervor, die den Ausdruck des Blickes wesentlich bedingt. — Eine ganz andere Bedeutung ge winnt aber die Bewegung des Augapfels selbst. Der freie männliche Blick schweift in nach oben gerichtetem Bogen von Punkt zu Punkt, der verlegene eilt gerad linig in Hast von einem Punkt zum anderen. Überhaupt vermag das, was das Innere des Menschen bleibend oder vorübergehend bewegt, aus dem Auge erkannt zu werden, und der Künstler giebt cs wieder in seinen Gemälden und Statuen. Nichts ist darum so sehr geeignet, uns in unserem Urteil über Persönlichkeit zu leiten, als das Auge des Menschen, dies thätigste und zarteste Verkehrsmittel für die Außenwelt. Was der Sonnenstrahl für die Landschaft, das ist der Blick des Auges für den Menschen. Er erschließt die Welt des Lebens und mißt die endlosen Grenzen des Raumes, enthüllt die Formen der Dinge und weckt die Gefühle des Innern. Er führt einen unendlichen Reichtum in die Seele ein und spiegelt ihn wieder nach außen. Er ist die Fackel, mit der mir in das Innere des Herzens dringen, wenn die Lippe schweigt und das Wort lügt. Er spiegelt die Schatten unedler Triebe und das Feuer versteckter Leidenschaft, den matten Schimmer der Hoffnung, den zuckenden Blitz raschen Entschlusses, das klare Licht forschenden Denkens. Er gebietet stumm und ernst, straft und mahnt, tröstet und erheitert, segnet und flucht. Er spricht, wo das Gefühl keinen Ausdruck findet und der Gedanke nach Worten ringt." (Nach Uhlc.t Bei dieser Bedeutung der Augen ist es darum für jedermann wichtig zu wissen, was zu ihrer Erhaltung und Pflege zu thun und zu lassen ist. Von großem Einflüsse für das Auge ist die Beschaffenheit des Lichtes. Besonders nachteilig ist sehr grelles Licht und schneller Wechsel zwischen Dunkelheit und Licht (Blitz rc.); denn dadurch wird der Sehnerv überreizt und gelähmt. Nicht minder schädlich als das direkte Sonnenlicht ist dem Auge das glänzend zurückgeworfene (Schnee-, Eis- und Wasserflächen, Kalk- und Kreidefelsen, Salzboden der Wüste, Helle Wände, weiße Papierflächen beim Schreiben und Zeichnen im Sonnen lichte rc.), sowie das unstete flackernde Licht. Ebensowenig ver tragt es die Anstrengung, die der Blick auf zitternd vor den Augen sich hin und her bewegende Gegenstände (Lesen im Gehen und beim Fahren im Wagen oder auf der Eisenbahn) erfordert.