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der stark stößt, nicht lesen kann. Das Bild des zu lesenden Wortes springt durch das Rütteln des Wagens vom Netzhautmittelpunkte auf minder empfindliche Stellen, und es gehört sehr viel Übung dazu, es so weit zu bringen, daß man den Erschütterungen des Buches und des Kopfes durch Muskelwirkung das Gegengewicht halten und somit im Fahren lesen lernt. kik. Das Vorhandensein des blinden Fleckes ist durch einen sehr einfachen Versuch zu beweisen. Man nehme ein Kartenblatt (z. B. den roten Unter) quer in die rechte Hand, die Füße der Figur nach rechts gewendet; schließe das linke Auge und blicke mit dem rechten unverrückt auf das Gesicht der Figur, indem man das Blatt 25—30 om von sich entfernt hält. Man wird dann die ganze Figur deutlich sehen. Nun nähere man das Blatt langsam dem Auge, das unverrückt auf der angegebenen Stelle haften bleibt; an einer bestimmten Stelle (un gefähr in einer Entfernung von 20 om vom Auge) wird das zwischen den Füßen der Figur befindliche Herz für unser Auge verschwunden sein, während die Füße und die Umrahmung deutlich sichtbar bleiben. Bringt man das Blatt dann näher an das Auge, so erscheint es von neuem. Es folgt daraus, daß beim Ver schwinden des Herzens sein Bild gerade auf die Eintrittsstelle des Sehnerven fällt und deshalb nicht wahrgenommen wird. Man kann an Stelle des Kartenblattes auch ein Stück Kartonpapier von der Größe eines Kartenblattes nehmen und dar auf knapp 2 om vom linken Rande ein Kreuz, ungefähr 8—om rechts davon einen schwarzen Punkt von der Größe einer Erbse bis zu lh^ em Durchmesser aufzeichuen, der schwarze Fleck verschwindet unter den oben angegebenen Um ständen gerade so wie das Herz. 13. Der Eindruck, den Licht auf die Netzhaut ausübt, be- steht nicht nur während der ganzen Dauer der Lichterscheinung, die ihn erregt, sondern hat noch außerdem seine gewisse eigene Zeitdauer, wie kurz auch immer die Zeit der Lichteinwirkung selbst gewesen sein mag. Ein Blitz ist in der Wirklichkeit im Nu vorüber, aber die durch ihn hervorgerufene Lichtempfindung hat eine bestimmte Zeitdauer. Man hat in dieser Hinsicht festgestellt, daß ein Lichteindruck ungefähr während des 8. Teiles einer Sekunde andauert. Daraus folgt, daß zwei Lichteindrücke, die in einem geringeren Zeiträume einander folgen, als ein einziger empfunden werden. Eine mit der Hand schnell im Kreise geschwungene glühende Kohle erscheint als feuriger Kreis, die Speichen eines sehr schnell sich drehenden Rades erscheinen als durchscheinende Fläche, siehe auch die Versuche mit Farbenkreiseln! rc. 14. Die Erregbarkeit der Netzhaut hat aber auch ihre Grenzen. Schaut man eine Zeitlang in Helles Licht (Sonne rc.), so wird der Teil der Netzhaut, den das Licht trifft, bald unempfindlich dafür; sieht man nun von dem Hellen Lichte auf eine schwach beleuchtete Fläche, so erscheint uns darauf ein schwarzer Fleck. Er rührt von der Übermüdung und der daraus hervorgehenden zeitweiligen Blindheit der Netzhaut an jener Stelle her. Wenn das Helle Licht farbig ist, so wird die Stelle, auf die es fällt, unempfindlich gegen Strahlen dieser Farbe, aber nicht für die anderen Strahlen des Spektrums. Kleben wir eine hellrote Oblate auf ein Blatt Weißes Papier und blicken mit einem Auge eine Zeitlang unverrückt darauf, wenden darauf