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setzungsfähige Überreste von Pflanzen und Tieren oder aus Pflanzen- und Tier stoffen hergestellte Kunstprodukte vorfinden. 2. Schmarotzer (Parasiten) an Pflanzen, Tieren und Menschen. Beson ders groß ist die Zahl der Pflanzen bewohnenden Schmarotzerpilze; ja sie be wohnen selbst Algen und ihresgleichen. H. . Die Spaltpilze (Schizomyceten oder Bakterien) sind nach ihrer Wirkung I. Gährungsspaltpilze (Zymogene Bakterien), wie der Buttersäure pilz, der Eiweiß, Fett und Stärke (Reifen des Käses) in Buttersäure verwandelt, der Milchsäurepilz, der Milchzucker, Stärkemehl in der Milch und dem Gemüse (Sauerwerden der Milch, des Sauerkrautes, der Gurken, Bohnen, vieler Speisen und eingemachter Früchte) in Milchsäure verwandelt, der Essigsäurepilz (die Essigmutter), der Weingeist (Wein, Bier) in Essig verwandelt, und der Kahmpilz, der das Verderben (Kahmigwerden) des Weines und Bieres veranlaßt, wobei die Säure verschwindet und Kohlensäure und schleimige Flüssigkeit (Wasser) gebildet werden. 2. Farbstoffspaltpilze (Chromogeue oder Pigmentbakterien). Sie er zeugen auf stärkereichen Stoffen (gekochtem verdorbenen Reis, gekochten Kartoffeln, Brot, Mehl, Kleister re.) und in der gekochten Milch lebhaft rote, blaue, gelbe u. a. Farben. So entsteht die blaue und gelbe Milch, der grüne Eiter, das Blut im Brote (auch das Wunder der blutenden Hostie findet dadurch seine Erklärung) und in der Milch. 3. Kraukheitsspaltpilze (Pathogene Bakterien) sind der Milzbrand pilz (Erzeuger des tödlichen und sehr ansteckenden Milzbrandes der Rinder, von denen sich die Krankheit auf andere Tiere und Menschen überträgt), der Kuh pockenpilz (in der Lymphe der Blattern), derDyPhtheritispilz (Erzeuger der gleichnamigen Erkrankung), der Tuberkelpilz (Ursache der Perlsucht der Rinder und der Schwindsucht der Menschen), der Cholerapilz (Erzeuger der Cholera) u. a. Die Spaltpilze sind die kleinsten Pflanzen (und da sie nur aus einer Zelle bestehen, zugleich die kleinsten Pflanzenzellen); denn die größten haben einen Durch messer von 0,002 mm, und 500 Millionen lufttrockene Exemplare wiegen etwa 1 mg;. Aber sie sind einer ungeheuren Vermehrung fähig; denn schon nach 20 Mi nuten ist ein Spaltpilz ausgewachsen und vermehrt sich (d. h. teilt sich einfach oder kreuzweise) so, daß er nach acht Stunden eine Nachkommenschaft von 20 Mil lionen haben kann. Da sie dabei die Stoffe zu ihrem Aufbau dem menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Körper, auf dem sie wuchern, entnehmen, so ist es natür lich, daß sie, trotz ihrer Kleinheit, tiefgehende Umwälzungen in diesem Hervorrufen. Dazu haben sie ein zähes Leben; denn auch die Austrocknung und der Frost ver mögen ihre Lebensfähigkeit nicht zu vernichten. Sie beschleunigen die Beseitigung der dem Untergange ge weihten Pflanzen- und Tierstoffe, indem sie ihre Verwesung befördern, da diese durch ihre Mitwirkung viel rascher vor sich geht als unter alleiniger Ein wirkung atmosphärischer Einflüsse (Feuchtigkeit, Wärme re.). Sie verwandeln sie in Kohlensäure, Wasser und Ammoniak (also mineralische Stoffe), die dann zum Auf baue neuer Körper verwendet werden. So reinigen sie auch das Wasser der durch die Abfälle der menschlichen Ansiedelungen verunreinigten Gewässer. Sie arbeiten also in gleicher Weise wie die zahlreichen auf faulende Körper angewiesenen nie- deren Tiere. Wir bedürfen aber auch ihrer Mitwirkung bei der Be reitung vieler Speisen und Getränke (Butter, Käse, Brot, Sauerkraut, Bier, Wein, Essig rc.). Aber dieselben Nahrungsmittel werden auch durch die Einwir kung dieser Pilze verdorben oder zerstört, und ebenso erzeugen sie bei Menschen, Tieren und Pflanzen verheerende Seuchen und den Tod. Wir vermögen uns gegen ihre Einwirkungen hauptsächlich durch größte Reinlichkeit (frische Luft, Sonne, Hautpflege) und Mäßigkeit, sowie durch Kräftigung unseres Körpers (damit er widerstandsfähiger werde) zu schützen. 12*