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und August die Blüten in lunggestieltcn Trngdoldc» hervor. Jede Hut einen fünfzipfeligen bleibenden Kelch und eine große meiste, violette oder rötliche, ebenfalls fünfzipfelige Blumcnkrone. Die großen Staubbeutel der fünf Stanbgcfätze bilden einen Kegel, aus dem der fadenförmige Griffel mit der kopfförmigen Narbe hcrvorragt. Sie öffnen sich an der Spitze mit zwei Löchern und schütten den Blütenstaub auf die Narbe. Aus dem zweifächcrigen Fruchtknoten entwickelt sich zu Anfang des Herbstes die gclblichgrüne Kartoffelbecrc, die viele kleine Samenkörner ent hält. An de« »nterirdischcn Stengclgliedcrn sprossen zu derselben Zeit wurzclähnliche Seitentriebe, die Tragfäden, hervor. An ihren Enden ent stehen als Verdickungen die Kartoffeln. Im Herbste sterben die gesunden Kartoffclpflanzen von oben nach unten ab, und der Nahrungsstoff wandert aus den Blättern und Stengeln in die Knollen und fetzt sich hier als Stärkemehl ab. Die meisten Knollen haben eine länglichrunde Gestalt und sehen weist, bläulich, rötlich oder gescheckt aus. Sie find von einer dünnen Haut umgeben und tragen kleine Gruben oder Angen. Sie dienen für gewöhnlich zur Vermehrung der Pflanze; doch ver mag man auch ans Samen Kartoffelpflanzcn zu ziehen. v. Dienst. Die Kartoffel ist ohne Zweifel das nützlichste. Geschenk Ame rikas für Nord- und Mitteleuropa, sowie der Mais für das süd liche; denn seit der allgemeinen Verbreitung des Kartoffelbaues ist in Europa kein Fall allgemeiner Hungerpest mehr vorgekommen, während noch in den Jahren 1770/71 allein in Böhmen 180000 und in Sachsen 150000 Menschen der Hungerpest zum Opfer fielen. Man verwendet die Kartoffeln: 1. Zur Nahrung des Menschen (in der Schale; geschält als Salzkartoffeln, als Suppe, Gemüse, Salat, Brei, Klöße saus rohen und gekochten Kartoffeln bereitet/, Kartoffelgötzen /Erzgebirges, Kartoffeln geröstet frohe und gekochtes, Gebäck sKuchen, Bällchen, Puffer, Plinsen, Käulchen rc. rc. je nach der Landschaft!s rc. rc.) und zum Futter für das Vieh. 2. Zur Bereitung des Kartoffel-(Stärke-)mehles. a) Man zerreibt einige rohe geschälte Kartoffeln und knetet oder stampft die gewonnene Masse in ungefähr Liter Wasser. Daraus gießt man sie durch ein feines Sieb oder drückt sie durch ein Lein wandläppchen. Es fließt eine milchige Flüssigkeit ab (will man sämt liche Stärke gewinnen, so muß man mehrmals mit Wasser nach spülen, bis es ganz klar erscheint), und das, was zurückbleibt, ist der Zellstoff oder die Pflanzenfaser. Er ist nach dem Trocknen grau, fest und faserig. Die Kartoffel enthält 0,4 Faserstoff. Die