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sehen kann. Der Wall des Teiches setzt sich an der einen Seite der Pfeife bis an deren Ende fort. Über den Pfeifen sind Netze ausgespannt, die an der einen Seite an dem Erdwalle, an der anderen jedoch an Pfählen befestigt sind. An dieser Seite stehen anstatt des Erdwallcs eine Menge Schirme kulissenartig schräg gegen das Innere der Pfeife, so daß ein Mensch hinter ihnen gehen kann, ohne von den Tieren aus dem Teiche gesehen zu werden. Auch die E., die sich in der Pfeife be finden, können ihn nur hinter sich sehen, so daß sie durch sein Erscheinen immer weiter nach dem äußeren Ende der Pfeife zu gescheucht und dort gefangen werden. Die Erdwälle und freien Stellen der Koje sind mit Buschwerk bepflanzt, so daß die Koje von fern wie ein kleiner Wald aussieht. Zuletzt ist rings um die Koje ein breiter und tiefer Graben gezogen, über den nur ein einzelner Drehbalken führt, so daß kein Fremder eindringen kann. Alle Arbeiten an und in der Koje besorgt der Kojmann. Sie bestehen darin, die wilden E. auf den Teich und von da in die Pfeifen zu locken, um sie dort zu fangen. Zwar wirkt schon die ganze Anlage lockend auf die E-, doch bedient er sich dazu noch einer Menge gezähmter E., die er auf dem Teiche hält und in den Pfeifen füttert, als Lockvögel. Diese locken ihre wilden Verwandten aus der Lust herbei und führen sie dann nach den Futterplätzen in die Pfeifen hinein. Der Kojmann begeht ungefähr alle halben Stunden mit dem Futtersacke und einem Räucherfasse mit glimmender Torfkohle (um den Tieren seine Witterung zu nehmen) sämtliche Pfeifen. Sind nun E. in einer Pfeife, so geht er hinter den Schirmen von ihrer Mündung nach dem Hamen zu. Den E. auf dem Teiche bleibt er dabei unsichtbar, dafür sehen ihn die in der Pfeife befindlichen und eilen vor ihm her, der Reuse und dem Hamen zu, worin sie hängen bleiben. Nachdem er den ge zähmten E. eine Handvoll Futter zugeworfen har, nimmt er die Gefangenen aus dem Hamen und tötet sie, indem er sie am Schnabel erfaßt und über den Daumen zurückwirft; dadurch wird ihnen das Genick ausgerenkt und der augenblickliche Tod herbeigeführt. An günstigen Tagen können so 1—2000 Stück gefangen werden, oftmals ist jedoch der Fang auch sehr gering. Die Fangzeit beginnt Ende August und dauert so lange, bis sich der Teich mit Eis bedeckt. Die meisten E. werden bei stürmischem Wetter und zur Flntzeit gefangen, weil sie zur Ebbezeit auf dem Meeresboden reiche Nahrung finden. In jeder Koje fängt man jährlich durch schnittlich 10000 Stück; doch ist diese Zahl in manchen Jahren bis zu 66000 Stück gestiegen. Diese große Menge brachte es in früheren Jahren mit sich, daß man eine E. für 15 Pfennige kaufen konnte. In neuerer Zeit ist aber infolge der verbesserten Verkehrswege und weil zugleich die Feinschmecker der Großstädte für starke Nachfrage sorgen, der Preis der kleinen Krickenten für das Stück auf 70 Pfennige gestiegen. IV. Anschlüsse: 1. Die Ente als Glied einer Lebensgemeinschaft (Teich und Fluß!). 2. Gesetze (der Erhaltungsmäßigkeit, des Zusammenhanges, der An passung re.)! 3. Zweckmäßige Beobachtungsaufgaben. 4. Die Ente als ein vollkommener Wasservogel. a) Ihr Körperbau (Gestalt, Lufthöhlen re.) und die Bedeckung sind für das Leben auf dem Wasser eingerichtet. b) Die Gestalt samt Stellung der Beine und Füße ist für die Bewegung auf dem Wasser berechnet. e) Ihr Hals und Schnabel befähigen sie, ihre Nahrung in dem Wasser zu suchen. ä) Sie hält sich nicht nur von frühester Jugend an vorzugsweise auf dem Wasser auf, sondern sucht auch bei drohender Gefahr dort Zuflucht. 5. Vergleiche die Ente mit der Gans! a) Ähnlichkeiten: Die Gestalt, Bedeckung und der Körperbau beider sind für das Leben auf dem Wasser berechnet, s. o.! Seidel, Ergebnisse und Praparationen rc. VII. Heft. 10