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die Jungen dann wie ihre eigenen Pflegen und großziehen. Es ist darum eine Fabel, daß das Kuckucksweibchen die Fähigkeit besitze, stets zu den betreffenden Nestgelegen passende Eier zu legen. Die klei neren Vögel bemühen sich nach Kräften, den K., wenn sie ihn bei seinem Thun ertappen, abzuwehren; darum verrichtet er sein Geschäft so heimlich als möglich. Das Weibchen scheint dann von Zeit zu Zeit die Orte wieder zu besuchen, an denen es seine Eier abgelegt hat, und es ist wahrscheinlich, daß es hin und wieder zur Zeit der Ausschlüpfung des jungen K. das Nestgelege des Brutvogels teilweise oder ganz aus dem Neste herauswirft. Alte (fremde) Kuckucke ver zehren jedoch zuweilen die ganze Brut samt dem jungen K. Da das Kuckucksei sehr dünnschalig ist, so kommt es meistens schon nach 13 Tagen, also regelmäßig früher als seine Stiefgeschwister aus (die Brutzeit der meisten kleineren Vögel beträgt 14—16 Tage), wenn diese einmal neben ihnen zur Ausbrütung gelangen. Der noch kahle und blinde K. ist auch sehr geneigt, seine Stiefgeschwister aus dem Neste zu schieben oder zu werfen. Es kommt auch vor, daß der junge K. in Fällen, wo er zugleich mit den Stiefgeschwistern aus gebrütet wird, diese vermöge seiner schnelleren Entwickelung und größeren Stärke erdrückt oder erstickt. Der junge K. ist häßlich und freßgierig; er wird lange gefüttert, selbst noch nach dem Ausstiegen, jedoch nur von seinen Pflegeeltern. Der alte K. schiebt sein Ei aber nicht selten Pflegern unter, bei deren Nahrung der ausgebrütete Vogel nur schlecht oder gar nicht gedeiht (Körnerfresser) oder bei deren ge ringer Größe der vielbedürfende Stiefsohn eine für ihn zu geringe Masse Futter erhält und deshalb verkümmert oder verhungert. Diese nicht selten vorkommende Wahl unpassender Nester ist auch der Grund seiner mäßigen Vermehrung, verschiedenen Größe und Färbung. Daß der K. ausnahmsweise seine Eier ohne besondere Nestbereitung selbst ausbrütet und die ausgebrüteten Jungen Pflegt und großzieht, beobachtete Oberförster Adolf Müller in Krofdorf (Gartenlaube 1888, S. 425). AL. Baron v. Freyberg berichtet über die Futtermenge, die ein von ihm erzogener flügger K. in dreimal 24 Stunden verzehrte. 1. Tag: 38 große grüne Heuschrecken, 13 6—7 om lange junge lebende Eidechsen, 55 Mehlwürmer, 22 Grillen, 9 Kreuzspinnen, 13 Puppen vom Kohl weißling nebst einem Reste von Ameiseneiern von fünf anderen Vögeln. 2. Tag: 23 7—9 am lange lebendige junge Eidechsen, 41 große grüne Heu schrecken, 8 große behaarte Raupen, 1 Windigpnppe, I Totenkopfpuppe, 22 Kohl weißlingspuppen, 50 Mehlwürmer, Ameiseneier wie am ersten Tage. 3. Tag: 18 7—9 em lauge lebendige junge Eidechsen, 39 große grüne Heu schrecken, 3 Totenkopfpuppen, 43 Kohlweißlingsraupen, 5 Engerlinge, 4 Kreuz spinnen, 50 Mehlwürmer, Ameiseneier wie am ersten Tage. Alles dieses fraß er ohne Beschwerde, verdaute es vollständig und warf kein Gewölle aus. Der K. erreicht ein ziemlich hohes Alter. Neumann berichtet von einem an einem besonderen Tone seines Rufes kenntlichen K., 7*