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90 einmal zur Erinnerung an diese Lhristfeier schicken. — Heute sollte H. Niederer predigen, — war nicht recht wohl und wir sind nun ohne predigt. . . . Am 26. Dezember am frühen Morgen bei der Nachtwache. Um 5 Uhr des Abends war religiöse Leier im Gebetsaal. wir sangen: Dieß ist der Tag, den Gott gemacht pp. Dann sprach Urüsi und las eine poetische Beschreibung der Geburt Jesu. Drauf sprach der Vater noch einige herzliche Worte. Dann blieben wir alle wohl noch sj- Stunde beisammen und sangen aus der Teutonia, aus dem Liederbuche, aus den dreistimmigen, sehr viel — bald alle zusammen, bald 8olo, bald einige — es war recht angenehm, still und erfreuend. — Gegen 8 Uhr gingen wir zu Graff, der den Geburtstag seiner gel. Frau feierte. Ls waren der Vater, Niederer, Urüsi, Schacht, Ackermann, patzig und ich zugegen — Graff hatte herrlichen Bischof bereitet und wir waren lustig und ausge räumt; ich ging um ss Uhr schon fort, da ich nach Mitternacht wachen mußte. . . . Sonntag, den 27. Dez. wir waren heut nachmittag in großer Anzahl in Grandson sehr lustig — beinahe alle Lehrer, viele Fremde. Mitten unter dem Gesund heittrinken brachte Ackermann die Gesundheit aus: „Blochmanns Renate soll leben!" und so ertönte ans aller Munde ein lebendiges „Hoch!" Ich dankte den l. Freunden von Herzen. — Um 6 Uhr des Abends fing dann ein Tonzert im Gebetsaale an, wobei vorzüglich Patzig, Rennschmidt, Egger pp. spielten. . . . Mittwochs Len 30. Dez. Heute morgen reiste unser guter Alphonse von hier fort. Er hat einen guten Platz als Erzieher in der Nähe von Besan<^on erhalten. Du weißt doch, daß er immer mit in unsrer Thurmstube wohnte? Ich habe ihn diesen Winter über recht kennen lernen; er ist eine reine, herliche Natur, voll warmer Liebe gegen alle Menschen; es ist ihm ein heiliger Ernst, das Wohl seiner Brüder zu befördern. Er arbeitete immer außer ordentlich angestrengt; er hat einige Bücher verfertigt; sein größtes führt den Titel: Ta Loi cks ls. blature ou Is Locks cks l'bumunitä. In der letz tem Zeit verfertigte er einen kleinen Latechismus: Lutöcblsws cks l'boiuws ou cks l'buwLnits, der äußerst intreßant ist und den ich Dir nächstens mit schicken werde. — wir wohnten wie wahrhafte Brüder zusammen. Alphonsens Lebens- Schicksale sind äußerst intreßant — er ist ein Kind der Liebe — wurde dann von seiner Mutter, die eine andre reiche parthie machte — aus Furcht, es möchte bekannt werden, zu Bauern in der Lorraine gethan, wo er als Hirt heranwuchs und erst in seinem s8^ Jahr anfing lesen und schreiben zu lernen. In jener Zeit erwachte der mächtige Drang in ihm, seinen Vater und seine Mutter kennen zu lernen — er irrte lange in Frankreich herum, sie suchend; endlich war er so glücklich, seine Mutter in Vesoul zu finden. Diese gerieth bei seinem Anblick in die größte Bestür zung, da es nicht nur für ihren Mann, sondern für die ganze Familie und Stadt ein Geheimniß geblieben war und beschwor ihn, um sie nicht