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89 kalter Winternachmittag. Wir fuhren von den Anhöhen des Michaud auf Schlitten herab. Um 5 Uhr übernahm Lj. Ramsauer meine Aufsicht und ich ging ins Töchterinstitut, wo wir heute große Gesangprobe vom ganzen Halleluja der Schöpfung hatten, welches auf Vaters Geburtstag im Toncert aufgeführt werden soll. Von Zeit zu Zeit waren Pausen, man servirte Thee und so blieben wir denn bis gegen das Nachtessen fröhlich singend beisammen Dienstag, 22. Dezember. . . . Der Neujahrstag wird dießmal bei uns sehr still und häuslich gefeiert werden und alle großen Festlichkeiten, wie Toncert, Ball u. s. w. bleiben bis zum s2. und j3. Jan. — Die gute Fr. Pestalozzi ist seit meh- rern Wochen immer krank, oft bedenklich — und schon deshalb will man zu viele rauschende Vergnügungen vermeiden, und dann auch der ökono mischen Lage des Instituts wegen. Der Vater wird am Neujahrsmorgen predigen, dann wird die Austheilung der Geschenke sein — am Mittag wird dann nicht gemeinschaftlich, sondern nur wie gewöhnlich in den Klassen gespeist, dafür aber des Abends, wo ein gemeinschaftliches frohes Mahl mit allen Töchtern und wer sonst zu unserm Leben sich zählt, sein wird. Durch mancherlei häusliche Vergnügungen wird man diesen Tag ange nehm zu machen suchen. Tanz wird aber weder am Neujahrstag noch den Tag darauf sein. Dafür aber den f2' Ian. Ball der Kinder, mit Mädchen aus der Stadt, wie gewöhnlich und den Tag darauf den HZ' haben wir den unsrigen, wo wir aber auch bis zum frühen Morgen tanzen wollen. . . . Freitag 25. Dezember. Ich muß nun enden, damit heute noch diese Blätter abgehen können; schon ist es Mittag. Über unsre gestrige Freude nur noch einige Worte: Den Gebetsaal, mit neuen Kränzen voll schöner künstlicher Blumen behangen, schmückten 3 Transparente u) Ehre sei Gott in der Höhe, b) Friede auf Erden, c) den Menschen ein Wohlgefallen. Der Raum am Fenster des Betsals war in eine Grotte voll grüner Tannenreißer ver wandelt , in der Laube waren Moosbänke, auf denselben und auf dem moosigen Boden standen die Körbe voll Düten, Äpfel pp., am Eingang der Laube 2 Engel, Rosalie und die kleine Näneli, und im Hintergründe auch 2, die beiden kleinen Gonzenbachs. Der Raum des Ganges war ganz freigelaßen, an der Seite nach dem Klavier zu stand der schön be hangene Baum. Line schöne blasende Musik von 8 Instrumenten eröff nete die Feierlichkeit Abends nach 6 Uhr, dann wurde zunächst gesungen: Schwebe sanft in Sternenpracht pp., dann manche andre Liedchen, auch 2 kleine für die Kinderchen, die ich gemacht. Drauf wurden wie gewöhn lich die Düten und Äpfel ausgetheilt, drauf wieder gar Vieles und Liebes gesungen, dann las Krüsi einen paßenden für diese Gelegenheit gemachten Aufsatz vor. Eine sanfte blasende Musik beschloß um 8 Uhr das Fest. Ls waren wieder viele Leute aus der Stadt zugegen. Auch ich hatte OLiu. Lorrovon eingeladen. — Man war recht heiter und fröhlich — ich? — ach ich war sinnend und sehnsuchtsvoll. . . . Ich nahm einen kleinen Pfefferkuchen vom Baume für Dich und werde Dir ihn nächstens