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88 in welchen alles mit einstimmt, sowie er aber mit dem Violinbogen einhält, muß auch augenblicklich Alles mit der Stimme einhalten, wer noch eine Sylbe weiter singt, muß ein Pfand, geben, und wer gar nicht mit singt muß ebenfalls eins geben). Dieß war äußerst unterhal tend und lustig und brachte viel Pfänder ein, die bis gegen 9 Uhr auf viele spaßhafte Art ausgelöst wurden. . . . Montags den Dec. Hier wurde ich gestern unterbrochen, meine theure Renate, Freund Burkhardt kam und holte mich zu den Töchtern, die schon längst auf mich und Schacht warteten, um Spiele beginnen zu können. Es war gestern eine zahlreiche Versammlung; die lvagner, Niederer und Muralt servirten. Unter andern war auch der gute Ramsauer da. . . . Wir spielten vielerlei Unterhaltendes; anfangs lange Handlungen durch Musik errathen, dann auch ein Wort durch Fragen errathen. Es geht nemlich eine Person heraus und die Gesellschaft wählt ein Wort, z. B. Feder, das Wort muß sie nun errathen, indem sie fragt: wie lieben sie es? wo lieben sie es? wenn und warum? nun bleibt aber ein großes, weites Feld offen, diese Fragen zu beantworten; es können alle im Kreise sitzenden Personen gefragt werden; wer aber so antwortet, daß es zu deutlich wird und von dem Fragenden errathen wird, muß dann heraus gehen. Dann wurde auch lange blinde Kuh im Kreise gespielt. — Die Nanette Muralt schien mir gestern vor allem anmuthig und lieblich; sie ist ein recht gutes, liebes Kind, so einfach und naiv; es ist recht schade, daß sie auf den Merz schon fortgeht. . . . Dienstag den so" Dezbr. Ls rückt nun rasch die liebe Weihnachts- und Neujahrszeit herbei. In der letzten Lehrerversammlung wurden mir und Schachten die Ein richtungen und Besorgungen für den heil. Lhristabend übertragen: — wir wollen uns Mühe geben, ihn recht luftig zu machen — der Lhristbaum muß natürlich wieder dabei sein, schön behangen mit vielen Lichtern strah lend. Weißt Du, mein Engel, wie Du vor zwei Jahren, als wir ihn schmückten, mir die vergoldeten Nüsse und Äpfel zureichtest? Die lieben Töchter muß ich künftige Woche noch recht in Requisition setzen; auch neue Kränze müssen gemacht werden. Auch werde ich, meine Theure, dieses Jahr die Weihnachtspredigt halten, H. Niederer am letzten Sontag im alten Jahre und Pestalozzi am neuen Jahre. Du siehst, ich habe alle Hände voll zu thun, zumal mir die Neujahrshefte der Kinder noch viel zu schaffen machen. Ich freue mich all dieser Arbeit; gottlob ich bin sehr gesund, heiter und wohlgemuth! . . . Sonntags Abends nach 9 Ähr den 20. Dez. .... Am Morgen predigte Niederer; er sprach gar vortrefflich: „über das Irrewerden an Andern, als eine so häufige menschliche Schwäche," er zeigte sehr wahr, wie wir so oft an uns selbst, an An deren, an der Natur, an den Führungen Gottes irre werden Dann ging ich mit meinen Kindern spatzieren; es war ein schöner, aber